Vorstandssitzung im Zeichen der ­Zukunft

Nachwuchsförderung als strategischer Schwerpunkt der SGAIM

Offizielle Mitteilungen
Ausgabe
2016/15
DOI:
https://doi.org/10.4414/phc-d.2016.01336
Prim Hosp Care (de). 2016;16(15):273-275

Affiliations
Generalsekretärin SGAIM

Publiziert am 17.08.2016

An seiner letzten Sitzung vor den Sommerferien hat sich der Vorstand der SGAIM intensiv mit dem Thema der Nachwuchsförderung auseinandergesetzt. Zudem wurde der Zusammenarbeitsvertrag mit der wichtigsten Partnerorganisation der SGAIM, den Haus- und Kinderärzten Schweiz (mfe), verabschiedet. Weiter wurde entschieden, bis Ende Jahr mit der neuen Datenbank eine weitgehende Automatisierung auf der Geschäftsstelle zu erreichen. Parallel dazu wird der Auftritt der SGAIM auf allen Kommunikationskanälen optimiert.
Die erste Sitzung des Vorstandes auf der neuen Geschäftsstelle in Bern stand ganz im Zeichen der ­Zukunft. Zum Thema Nachwuchsförderung hatte der Vorstand Vertreterinnen und Vertreter der Jungärztinnen und -ärzte zu einem gemeinsamen Gedankenaustausch eingeladen. Es bestand Einigkeit darüber, dass die Organisationen der Jungärzte in den letzten Jahren sehr wertvolle Aufbauarbeit geleistet haben und dadurch unter anderem auch das Berufsbild der Hausarztmedizin bei jungen Ärztinnen und Ärzten an Attraktivität gewonnen hat. Der Vorstand hat entschieden, die Organisationen Junge Hausärztinnen und -ärzte Schweiz (JHaS) und Swiss Young Internists (SYI) sowie die Weiterbildungsplattform myAIM durch verschiedene administrative und kommunikative Arbeiten der Geschäftsstelle SGAIM zu unterstützen. Weiter sollen zukünftig die bei SYI und JHaS registrierten Mitglieder bis ein Jahr nach der Erlangung des Facharzttitels AIM eine Gratismitgliedschaft bei der SGAIM erhalten. Das Thema der Nachwuchsförderung wird in den nächsten Monaten auf strategischer Ebene weiterverfolgt und einen Schwerpunkt an der ersten Delegiertenversammlung vom 22. September bilden.

Zusammenarbeit SGAIM/mfe geregelt

Im Anschluss an die Fusion zur SGAIM musste die Zusammenarbeit zwischen der Fachgesellschaft und dem Berufsverband Haus- und Kinderärzte Schweiz (mfe) neu geregelt werden. Nachdem sich eine paritätisch zusammengesetzte Arbeitsgruppe (Jean-Michel Gaspoz, Regula Capaul, Philippe Luchsinger und Rolf Temperli) in den letzten Monaten intensiv mit verschiedenen Fragen auseinandergesetzt hat, konnte der Vorstand über einen ausgewogenen und partnerschaftlich geprägten Zusammenarbeitsvertrag entscheiden. Als erste konkrete Umsetzungsmassnahmen haben die beiden Verbände entschieden, dass die von der SGAIM in den letzten Monaten entwickelte Datenbank auch für die Mitgliederadministration von mfe genutzt werden kann, und die Mitgliederbeiträge für Doppelmitglieder zukünftig gemeinsam in Rechnung gestellt werden sollen.

Automatisierung 
und Professionali­sierung

Die SGAIM wird auch 2016 verschiedene Anträge zur Verbesserung des SwissDRG-Tarifssystems einreichen. Insbesondere die Frage der Abgeltung komplexer Fälle soll im Antragsverfahren aufgegriffen werden. Weiter hat der Vorstand die Geschäftsstelle beauftragt, zwei wichtige operative Projekte umzusetzen. Einerseits soll bis Ende Jahr eine weitgehende Automatisierung der verschiedenen Prozesse im Bereich Mitgliederadministration, Facharztprüfung und Fortbildungsanträge erfolgen, andererseits wird der Auftritt der SGAIM auf allen Kommunikationskanälen weiter professionalisiert werden.

Gabriela Rohrer, JHaS, und Ewelina Biskup, SYI, im Gespräch mit der SGAIM

Der Vorstand der SGAIM hat die Nachwuchsförderung zu einem zentralen Thema der Fachgesellschaft erklärt. Bernadette Häfliger, Generalsekretärin SGAIM, hat bei Gabriela Rohrer, Präsidentin Junge Hausärztinnen und -ärzte Schweiz (JHaS), und Ewelina Biskup, Präsidentin Swiss Young Internists (SYI), nachgefragt, was sie von ihrer Fachgesellschaft erwarten.
Warum braucht es die JHaS/SYI?
Gabriela Rohrer: Die Schweiz hat im Bereich der Hausarztmedizin ein massives Nachwuchsproblem, was seit längerem bekannt ist. Ein Blick über die Landesgrenze hinaus zeigt, dass es in allen Ländern mit einer starken Grundversorgung eine aktive Jungärzte-Organisation gibt. Eine attraktive Peer-Group trägt dazu bei, das verstaubte Image der Hausarztmedizin zu korrigieren und diesen Fachbereich wieder «sexy» zu machen. Da in der Schweiz die ärztliche Ausbildung zur Hauptsache in einem Spitalumfeld stattfindet, hilft die Vernetzung über die JHaS zudem, den Trampelpfad des üblichen klinischen Werdegangs zu verlassen. Das Kernanliegen der JHAS ist also die Vernetzung untereinander und Imagepflege für die Hausarztmedizin.
Gabriela Rohrer, Präsidentin JHaS.
Ewelina Biskup: Während es die JHaS schon seit zehn Jahren gibt, fehlte eine entsprechende Organisation für Spitalinternisten. Die SYI wollen die Interessen junger Internistinnen und Internisten vertreten, Networking betreiben und junge Menschen darin unterstützen, ihre eigenen beruflichen Vorstellungen zielstrebig zu verwirklichen. Die SYI helfen ihren Mitgliedern im Forschungsumfeld, an Mentoren und Förderung zu gelangen und sie auf verschiedene nationale und internationale Projekte aufmerksam zu ­machen. Gerade weil die Allgemeine Innere Medizin im Spital stark unter Druck kommt, ist es uns im Zeitalter der zunehmenden Multimorbidität und Polypharmazie wichtig, auf die unbestrittenen Stärken dieser Disziplin hinzuweisen.
Ewelina Biskup, Präsidentin SYI.
Mit der Gründung der neuen Fachgesellschaft SGAIM stellt sich natürlich die Frage, wieso sich die SYI und JHaS nicht auch zusammenschliessen?
EB: Die Fusion der SGIM und der SGAM war ein historischer Schritt. Die SGAIM als unsere gemeinsame Patronatsgesellschaft ist ein wichtiger Anker für JHaS und SYI. Diese Organisationen fokussieren jedoch auf zwei unterschiedliche Berufsbilder, stationäre Generalistinnen einerseits und Hausärzte andererseits. Diese beiden Berufsbilder haben innerhalb eines gemeinsamen Fachgebiets Platz, was unserer Meinung nach die Attraktivität der Allgemeinen Inneren Medizin ausmacht. Die SYI arbeiten seit Anfang an hervorragend mit den JHaS zusammen, und wir pflegen eine sehr freundschaftliche Beziehung untereinander. Unsere wichtigsten gemeinsamen Projekte sind die Weiterbildungsplattform myAIM und fixe SYI/JHaS-Programmpunkte am SYI-Day und an JHaS-Kongressen. Wir sehen uns deshalb nicht als völlig getrennte, sondern symbiotische Gruppen mit einer entsprechenden Aufgabenteilung, aber ohne Divergenz.
GR: Ich bin völlig einverstanden mit Ewelina. Ein Zusammenschluss der beiden Vereine macht derzeit weder strukturell noch inhaltlich Sinn. Während die JHaS als ein Verein mit klassischen Vereinsstrukturen agiert und neben den eigenen Kongressen auch regelmässig gesellige Anlässe in verschiedenen Regionen der Schweiz organisiert, sind die SYI physisch mehr im europäischen Raum, in der European Federation of Internal Medicine (EFIM), aktiv. Die inhaltlichen Unterschiede hat Ewelina bereits aufgezeigt: Wir vertreten die Interessen zweier unterschiedlicher Berufsbilder unter dem Dach der gleichen Fachgesellschaft. Um es mit den Worten von Sven Streit, einem Gründungsmitglied der JHaS, auszudrücken: «Betrachtet man die Allgemeine Innere Medizin als Baum, so kümmert sich die SGAIM um die starken gemeinsamen Wurzeln und einen kräftigen Stamm von uns Generalisten. SYI und JHaS halten den jungen Ärzten zwei verschiedene Äste vor Augen, auf denen unterschiedliche Blätter wachsen können.»
Was erwarten die JHaS/SYI von der SGAIM?
GR: Starke Wurzeln und einen kräftigen Stamm, damit an unserem Baum unterschiedliche Äste mit saftigen grünen Blättern wachsen können. Die SGAIM soll selbstbewusst in der Gesundheitslandschaft Schweiz auftreten. Wir wünschen uns, über die SGAIM eine Stärkung unseres Selbstverständnisses als Generalistinnen. Wir sind froh, dass die SGAIM bereits ein offenes Ohr für die Anliegen der nächsten Generation beweist. Wir brauchen eine gute Zukunftsperspektive als Allgemeininternisten, sei es im Spital oder in der Praxis. Dies bedeutet neben einer soliden Ausbildung und fachlich interessanter Arbeit auch gute Arbeits­bedingungen, welche die Vereinbarkeit von Beruf und Familie gewährleisten. Und natürlich gehört auch eine ansprechende Entlohnung dazu. Wir wünschen uns, dass sich die SGAIM als grosse Schwester für unsere Anliegen einsetzt.
EB: Wurzeln und Flügel – eine stabile Basis als Muttergesellschaft, die aber ein offenes Ohr für die nächste Generation hat und gemeinsame Initiativen unterstützt. Wir hoffen, dass die SGAIM vor allem in der Weiterbildung aktiv ist, eine gezielte Fortbildung fördert, ein Mentoring für die Karriereentwicklung als Spitalinternistinnen und -internisten aufbaut, Forschungsfragen zentral berücksichtigt sowie das Thema der Vereinbarkeit von Beruf, Forschung und Familie sowie Auslandsaufenthalte in ihre Arbeit aufnimmt.
Was motiviert euch persönlich, euch bei den JHaS /SYI zu engagieren?
EB: Die SYI sind noch sehr jung, und ich durfte mit der Unterstützung der ehemaligen SGIM eine aktive Rolle beim Aufbau dieser Gruppe übernehmen. Die Organisation hat in der Zwischenzeit über 260 Mitglieder, die mehr oder weniger aktiv sind. Zahlreiche Kolleginnen und Kollegen konnten an den ESIM Winter und Summer Schools dabei sein sowie an den Clinical Research-Seminaren teilnehmen. Ich bin stolz, dass wir im EFIM YI-Vorstand und im scientific commitee der Foundation for the Development of Internal Medicine (FDIME) vertreten sind. Ein Highlight ist natürlich jeweils der SYI-Tag an der SGAIM-Frühjahrsversammlung, der auch dieses Jahr rege besucht worden ist. In der Zwischenzeit kristallisiert sich ein aktives Vorstandsteam der SYI heraus, das zahlreiche Projekte, wie zum Beispiel das Mentoringprojekt, entwickeln wird.
GB: Wer einmal vom JHaS-Virus infiziert ist, kommt nicht so leicht wieder davon weg … Inzwischen sind wir eine ganze Horde von aktiven Vereinsmitgliedern. Es ist ein Privileg, mit so motivierten und begabten Menschen zusammenarbeiten zu dürfen. Noch dazu in ­einem Umfeld, das uns im Allgemeinen überaus ­wohlwollend begegnet. Wenn ich auf die vergangenen sieben Jahre zurückschaue und sehe, wie viel wir gemeinsam erreicht haben, dann bin ich stolz darauf, ein Teil dieser tollen Truppe zu sein.

myAIM – Die Weiterbildungsplattform für angehende Fachärztinnen und Fachärzte für Allgemeine Innere Medizin

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Bruno Schmucki
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