Aktuelles Berufsbild 2016

Facharzt/Fachärztin für Allgemeine Innere Medizin

Offizielle Mitteilungen
Ausgabe
2016/17
DOI:
https://doi.org/10.4414/phc-d.2016.01342
Prim Hosp Care (de). 2016;16(17):314-316

Publiziert am 14.09.2016

Die Allgemeine Innere Medizin ist eine der tragenden Säulen des Gesundheits­systems. Ihr breites klinisches Spektrum reicht von der Prävention über die Notfall- und Akutmedizin, chronischen Krankheiten und Rehabilitation bis hin zur Palliativmedizin.

Definition

Der Facharzt für Allgemeine Innere Medizin (Allgemeininternist) ist die erste Ansprechperson, die sich im ambulanten Bereich und im Spital umfassend, kontinuierlich und effizient um Menschen mit Gesundheitsanliegen kümmert.
Mit seinen breitgefächerten klinischen und wissenschaftlichen Kompetenzen und dank seiner aus­geprägten empathischen Fähigkeit deckt der ­All­gemeininternist das ganze Spektrum von der präventiven über die akute bis zur palliativen Medizin ab. Er behandelt sowohl einfache als auch komplexe Krankheiten und ist eine wichtige Vertrauensperson seiner Patienten.

Rolle im Gesundheitswesen

Das Gesundheitswesen befindet sich in einem zunehmenden Spannungsfeld zwischen einer sich weiter spezialisierenden Medizin mit fragmentierten Behandlungskonzepten und der Notwendigkeit einer ­patientenzentrierten Versorgung. Dem Facharzt für Allgemeine Innere Medizin kommt dabei gleichzeitig die Rolle des ersten Ansprechpartners, der Vertrauensperson sowie des Interessenvertreters des Patienten zu. Er stellt auch den niederschwelligen Zugang der ­Bevölkerung zum Gesundheitswesen sicher.
Die Allgemeine Innere Medizin ist eine der tragenden Säulen des Gesundheitssystems: Im ambulanten Bereich deckt sie die allermeisten Behandlungen ab, im stationären Bereich stellt sie die umfassende Betreuung von Patienten mit häufigen Krankheiten und multimorbiden Patienten sicher.
Eine wichtige Aufgabe des Facharztes für Allgemeine Innere Medizin ist die Vermeidung von Über-, Unter- und Fehlversorgung. Damit leistet er einen wichtigen Beitrag zum Patientenwohl, zur Qualitätssicherung und zum effizienten Einsatz der Ressourcen im Schweizer Gesundheitssystem.
Der Allgemeinen Inneren Medizin kommt eine zentrale Rolle in der generalistischen Aus- und Weiterbildung aller Fachdisziplinen und in der Forschung zu.
Die allgemeininternistische Forschung ist die Garantin für eine zukunftsorientierte Weiterentwicklung des Fachs und die Sicherstellung des akademischen Nachwuchses. Sie ist patientenzentriert und hat das ausdrückliche Ziel, die Behandlungsqualität der allgemeininternistischen Patienten zu verbessern. Sie fokussiert auf häufige Erkrankungen in Spital und Praxis und schliesst auch ältere und multimorbide Patienten ein.

Ziele der Weiterbildung: 
Kompetenzen/Fähigkeiten

Der Facharzt für Allgemeine Innere Medizin verfügt am Ende der Weiterbildung – entsprechend seinem ­individuellen Curriculum in Richtung Spitalinternist oder Hausarzt – über die Kompetenz, eigenverantwortlich im ganzen Spektrum der ambulanten und stationären Versorgung tätig zu sein: Prävention (gesund bleiben) – Notfall- und Akutmedizin (geheilt werden) – Chronische Krankheiten und Rehabilitation (mit der Krankheit leben) – Palliativmedizin (Leiden lindern am Lebensende).
Aufgrund einer fundierten Anamnese und eines klinischen Status beurteilt der Facharzt für Allgemeine Innere Medizin, welche Abklärungen, Untersuchungen und Therapien in welchem Zeitraum angezeigt sind. Die häufigsten kann er selbst durchführen. Bei Bedarf zieht er zeitgerecht Spezialisten bei. Er integriert die Befunde und die Empfehlung der Spezialisten in seinen Diagnose- und Behandlungsplan und bezieht ­Pa­tienten und deren Umfeld in den Entscheidungs­prozess mit ein.
Der Allgemeininternist stellt die kontinuierliche Pa­tientenbetreuung sicher und vertritt die Interessen des Patienten in Zusammenarbeit mit den anderen Partnern im Gesundheitswesen.
Der Allgemeininternist koordiniert ein interdisziplinäres und interprofessionelles Behandlungs­team. Führungsverantwortung, Lehre, Forschung und die lebenslange Fortbildung sind integrale Bestandteile seiner Tätigkeit.

Weiterbildung

Die Weiterbildung zum Facharzt für Allgemeine Innere Medizin ermöglicht zwei berufliche Ausrichtungen, nämlich die Laufbahn in der Hausarztpraxis (Curri­culum Hausarzt/Praxisinternist; im folgenden kurz «Hausarzt») oder im Spital (Curriculum Spitalinternist). Mit einer zusätzlichen Weiterbildung ist auf der Basis des Facharzttitels Allgemeine Innere Medizin der Erwerb des Schwerpunkts Geriatrie möglich.
Die Weiterbildung umfasst eine gemeinsame Basisweiterbildung, aber eine unterschiedliche Aufbauweiterbildung für den Hausarzt und den Spitalinternisten. Die Curricula beider Aufbauweiterbildungen sind modular aufgebaut und ermöglichen eine grosse individuelle Freiheit bei der Wahl von Art und Dauer der Disziplinen. Die modulare Weiterbildung soll diejenigen Disziplinen umfassen, die für das geplante Curriculum Hausarzt bzw. Spitalinternist geeignet sind, unter Berücksichtigung des Bedarfs der Bevölkerung bzw. des späteren beruflichen Tätigkeitsfeldes. Dies erlaubt eine optimale Vorbereitung auf das spätere Wirkungsfeld im Spital bzw. in der Hausarztpraxis. Die Lernziele und -inhalte der nicht-internistischen Weiterbildungsmodule werden an ambulanten und/oder stationären Weiterbildungsstätten der betreffenden Fachgebiete in der Regel innerhalb von sechs Monaten vermittelt, entsprechend den Vorgaben des genehmigten Weiterbildungskonzeptes und des Logbuchs.

Attraktivität des Berufsbildes

Die Allgemeine Innere Medizin ist das Fachgebiet mit der grössten medizinischen Breite. Durch den grossen und facettenreichen Handlungsspielraum bleibt der Beruf auch nach jahrzehntelanger Tätigkeit spannend, abwechslungsreich und intellektuell herausfordernd. Die Tätigkeit ist sinnhaft und befriedigend und geniesst in der Bevölkerung ein hohes Ansehen.
Die Arbeit mit einem nicht selektionierten Patientengut erfordert neben fundierten medizinischen Kenntnissen detektivischen Scharfsinn, eine tüchtige Portion gesunden Menschenverstand und die Fähigkeit, auch mit Unsicherheiten umgehen zu können.
Die Allgemeine Innere Medizin ist eine patientenzentrierte und individualisierte Medizin. Hier sind Empathie, Kommunikationsfähigkeiten und Kreativität ­gefragt. Dadurch entstehen vertrauensvolle und emotional berührende Arzt-Patient-Beziehungen.
Die Arbeit in einem interprofessionellen und inter­disziplinären Behandlungs-Team ist menschlich und beruflich bereichernd, herausfordernd und immer wieder überraschend.
Durch kontinuierliches patientenbezogenes Lernen ist die fachliche Weiterentwicklung ein ganzes Berufs­leben lang gewährleistet.
Es bestehen vielfältige Karrieremöglichkeiten in Praxis, Spital, Lehre und Forschung. Die Tätigkeit kann im Angestelltenverhältnis oder als selbständig Nieder­gelassener individuell gestaltet werden. Ein familienfreundliches Arbeiten im Teilpensum und mit flexiblen Arbeitszeiten ist insbesondere im ambulanten und zunehmend auch im stationären Bereich möglich.
Bruno Schmucki
Kommunikation SGAIM
Schweizerische Gesellschaft für Allgemeine Innere ­Medizin
Monbijoustrasse 43
Postfach
CH-3001 Bern
bruno.schmucki[at]sgaim.ch