Haben Patienten mit COPD noch weitere chronische Leiden, fällt es schwer zu differenzieren, welche Krankheit den subjektiven Gesundheitszustand nun am meisten beeinflusst. Unterstützung bietet der COMCOLD-Index – ein einfaches Tool, das eigens für die Hausarztpraxis entwickelt wurde.
Der COMCOLD(Comorbidities in Chronic Obstructive Lung Disease)-Index ist das Resultat einer grossangelegten Studie in Schweizer und holländischen Hausarztpraxen und ermöglicht, im Alltag schnell und unkompliziert zu eruieren, wie stark der subjektive Gesundheitszustand von COPD-Patienten durch allfällige Komorbiditäten getrübt wird. So gewinnt man einen validierten Überblick über die gesamte Krankheitsbelastung – ein guter Ausgangspunkt für die Diskussion und Priorisierung von Behandlungsoptionen mit dem Patienten.
Thermometer der Gefühle
Der Score wurde durch Befragung von 408 hausärztlich betreuten COPD-Patienten entwickelt. Mit Hilfe des «Feeling Thermometer» − einer visuellen Anaglogskala von 0 = Tod, bis 100 = perfekte Gesundheit − gaben die Patienten eine subjektive Einschätzung ihres Gesundheitszustands ab. Daneben wurden die diagnostizierten Komorbiditäten der Patienten und der Schweregrad der COPD (gemessen an der forcierten Einsekundenkapazität, FEV1) erfasst. So konnte der statistische Zusammenhang zwischen subjektivem Gesundheitszustand und Komorbiditäten, unabhängig von der COPD-Erkrankung, ermittelt werden; also das Ausmass, mit dem die chronischen Komorbiditäten den Patienten zusätzlich zur COPD belasten.
Big Five
Fünf – unter COPD-Patienten hochprävalente − Komorbiditäten zeigten einen signifikant messbaren Einfluss auf den subjektiven Gesundheitszustand (Tab. 1).
Im COMCOLD-Index wird die Stärke des Zusammenhangs gewichtet. Je nachdem, welche dieser fünf Erkrankungen bei einem COPD-Patienten vorliegen, ist davon auszugehen, dass seine Krankheitsbelastung steigt.
Tabelle 1: Komorbiditäten, die einen signifikant messbaren Einfluss auf den subjektiven Gesundheitszustand bei COPD-Patienten haben. |
Komorbiditäten | Prävalenz im Rahmen der Studie (%) |
Depression | 13 |
Angst | 11,8 |
Periphere arterielle
Verschlusskrankheit | 6,4 |
Zerebrovaskuläre Erkrankung | 8,8 |
Symptomatische Herzerkrankung | 20,3 |
Einfach anwenden
Tabelle 2 zeigt, wie der COMCOLD-Index in der Praxis angewendet werden kann. Die Index-Punkte, die vergeben werden, wenn eine oder mehrere der für fünf relevanten Krankheiten vorliegen, werden zusammengezählt. Das Ergebnis (eine Zahl zwischen 0 und 19) widerspiegelt, wie stark der Gesundheitszustand von Komorbiditäten alteriert wird. 0 bedeutet keinerlei Einfluss, 19 sehr grosser Einfluss von Komorbiditäten neben der COPD.
Tabelle 2: Der COMCOLD-Index. |
Komorbidität | Punkte |
Depression | 6 |
Angst | 4 |
Periphere arterielle Verschlusskrankheit | 3 |
Zerebrovaskuläre Erkrankung* | 3 |
Symptomatische Herzerkrankung** | 3 |
* Zerebrovaskulärer Insult oder transiente ischämische Attacke
** Koronare Herzerkrankung und/oder Herzinsuffizienz |
Ein Plus für Praxis und Forschung
Auch für die Forschung ist der COMCOLD-Index hilfreich, da er bestehende Komorbiditäts-Indices, die zur Prognose der Mortalität entwickelt wurden, wie zum Beispiel den Charlson-Index, ergänzt. Er stellt ein gutes Instrument dar, um den Einfluss von therapeutischen Interventionen mit einem äusserst patientenrelevanten Massstab zu messen und damit praxistaugliche Forschungsergebnisse zu generieren.
Dr. med. Sima Djalali
Universität Zürich
Pestalozzistrasse 24
CH-8091 Zürich
sima.djalali[at]usz.ch
1 Frei A, Muggensturm P, Putcha N, Siebeling L, Zoller M, Boyd CM, ter Riet G, Puhan MA
2 Five comorbidities reflected the health status in patients with chronic obstructive pulmonary disease: the newly developed COMCOLD index. J Clin Epidemiol. 2014; 67(8):904–11.
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