Mit dem COMCOLD-Index Komorbiditäten erfassen

Mit dem COMCOLD-Index Komorbiditäten erfassen: Depression bei COPD-Patienten wiegt schwer

Lehren und Forschen
Ausgabe
2016/20
DOI:
https://doi.org/10.4414/phc-d.2016.01351
Prim Hosp Care (de). 2016;16(20):378-379

Affiliations
Institut für Hausarztmedizin, Zürich

Publiziert am 26.10.2016

Haben Patienten mit COPD noch weitere chronische Leiden, fällt es schwer zu differenzieren, welche Krankheit den subjektiven Gesundheitszustand nun am meisten beeinflusst. Unterstützung bietet der COMCOLD-Index – ein einfaches Tool, das eigens für die Hausarztpraxis entwickelt wurde.
Der COMCOLD(Comorbidities in Chronic Obstructive Lung Disease)-Index ist das Resultat einer grossangelegten Studie in Schweizer und holländischen Hausarztpraxen und ermöglicht, im Alltag schnell und unkompliziert zu eruieren, wie stark der subjektive Gesundheitszustand von COPD-Patienten durch allfällige Komorbiditäten getrübt wird. So gewinnt man einen validierten Überblick über die gesamte Krankheitsbelastung – ein guter Ausgangspunkt für die Diskussion und Priorisierung von Behandlungsoptionen mit dem Patienten.

Thermometer der Gefühle

Der Score wurde durch Befragung von 408 hausärztlich betreuten COPD-Patienten entwickelt. Mit Hilfe des «Feeling Thermometer» − einer visuellen Anaglogskala von 0 = Tod, bis 100 = perfekte Gesundheit − gaben die Patienten eine subjektive Einschätzung ihres Gesundheitszustands ab. Daneben wurden die diagnostizierten Komorbiditäten der Patienten und der Schweregrad der COPD (gemessen an der forcierten Einsekundenkapazität, FEV1) erfasst. So konnte der statistische Zusammenhang zwischen subjektivem Gesundheitszustand und Komorbiditäten, unabhängig von der COPD-Erkrankung, ermittelt werden; also das Ausmass, mit dem die chronischen Komorbiditäten den Patienten zusätzlich zur COPD belasten.

Big Five

Fünf – unter COPD-Patienten hochprävalente − Komorbiditäten zeigten einen signifikant messbaren Einfluss auf den subjektiven Gesundheitszustand (Tab. 1).
Im COMCOLD-Index wird die Stärke des Zusammenhangs gewichtet. Je nachdem, welche dieser fünf Erkrankungen bei einem COPD-Patienten vorliegen, ist davon auszugehen, dass seine Krankheitsbelastung steigt.
Tabelle 1: Komorbiditäten, die einen signifikant messbaren Einfluss auf den subjektiven Gesundheitszustand bei COPD-Patienten haben.
KomorbiditätenPrävalenz im Rahmen der Studie (%)
Depression13
Angst11,8
Periphere arterielle 
Verschlusskrankheit6,4
Zerebrovaskuläre Erkrankung8,8
Symptomatische Herzerkrankung20,3

Einfach anwenden

Tabelle 2 zeigt, wie der COMCOLD-Index in der Praxis angewendet werden kann. Die Index-Punkte, die vergeben werden, wenn eine oder mehrere der für fünf relevanten Krankheiten vorliegen, werden zusammengezählt. Das Ergebnis (eine Zahl zwischen 0 und 19) widerspiegelt, wie stark der Gesundheitszustand von Komorbiditäten alteriert wird. 0 bedeutet keinerlei Einfluss, 19 sehr grosser Einfluss von Komorbiditäten neben der COPD.
Tabelle 2: Der COMCOLD-Index.
KomorbiditätPunkte
Depression6
Angst4
Periphere arterielle Verschlusskrankheit3
Zerebrovaskuläre Erkrankung*3
Symptomatische Herzerkrankung**3
* Zerebrovaskulärer Insult oder transiente ischämische Attacke 
** Koronare Herzerkrankung und/oder Herzinsuffizienz

Ein Plus für Praxis und Forschung

Auch für die Forschung ist der COMCOLD-Index hilfreich, da er bestehende Komorbiditäts-Indices, die zur Prognose der Mortalität entwickelt wurden, wie zum Beispiel den Charlson-Index, ergänzt. Er stellt ein gutes Instrument dar, um den Einfluss von therapeutischen Interventionen mit einem äusserst patientenrelevanten Massstab zu messen und damit praxistaugliche Forschungsergebnisse zu generieren.
Dr. med. Sima Djalali
Universität Zürich
Pestalozzistrasse 24
CH-8091 Zürich
sima.djalali[at]usz.ch
1 Frei A, Muggensturm P, Putcha N, Siebeling L, Zoller M, Boyd CM, ter Riet G, Puhan MA
2 Five comorbidities reflected the health status in patients with chronic obstructive pulmonary disease: the newly developed COMCOLD index. J Clin Epidemiol. 2014; 67(8):904–11.