Buchbesprechung: Kleine Patienten – grosse Schicksale

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Ausgabe
2017/01
DOI:
https://doi.org/10.4414/phc-d.2017.01402
Prim Hosp Care (de). 2017;17(01):20

Publiziert am 11.01.2017

Dr. med. Ruedi Grüring

Kleine Patienten – 
grosse Schicksale. 
Ein Kinderarzt erzählt

220 Seiten, 16,4 x 23,5 cm, gebunden, 
Hardcover
Mit 39 Abbildungen
Werd Verlag
ISBN 978-3-03818-104-0, CHF 39.– / EUR 34.–
Begonnen hat die Entstehung dieses Buches mit der Pensionierung von Ruedi Grüring.
Ruedi Grüring war während über 30 Jahren eine Institution im Berner Oberland. Für mindestens zwei Generationen von Eltern und Kindern ein unverzichtbarer Bestandteil ihres Sicherheitsgefühls und ihrer Geborgenheit. Eine ganze Region verbindet mit dem Namen Ruedi Grüring gemeinsame Erinnerungen und Erlebnisse. So war es nicht erstaunlich, dass die Aufforderung an den langjährigen Kinderarzt gerichtet wurde, doch öffentlich aus seiner Geschichte zu erzählen – aus Erzählabenden wurde schliesslich dieses Buch.
Doch das Buch ist weit mehr als eine Sammlung von Erinnerungen an 30 Jahre Tätigkeit als Kinderarzt in Interlaken. Es ist auch eine Reise durch 30 Jahre Entwicklung des Haus- und Kinderarztberufes geworden, in den ­Anfängen mit 24-Stunden-Tagen, 7-Tage-­Wochen, Hausbesuchen zu jeder Tages- und Nachtzeit, auch am freien Nachmittag; eine Reise durch die Entwicklung der Kinder- und Jugendmedizin mit ihren Fortschritten und Bedrohungen. Aber auch ein Spiegel der gesellschaftlichen Entwicklung im Berner Oberland, von einer ländlichen zu einer immer mehr städtisch-touristischen Umgebung.
Das Buch ist auch eine Art «Rechenschaftsbericht» geworden, warum die Schulmedizin allein oftmals nicht genügt, um die Bedürfnisse der kleinen Patientinnen und Patienten und deren Erwachsenen zu erfüllen; warum Pa­tientenbetreuung eben mehr ist als die Summe medizinischer Leistungen. Dass Ruedi Grüring sich nach vielen Jahren seiner kinderärztlichen Tätigkeit auch noch im Bereich Kinderpsychiatrie weitergebildet hat, gehört in dieses Gesamtbild.
Ruedi Grüring hat uns ein Kaleidoskop von Erzählungen, von Erinnerungen und Emotionen geschenkt, das uns verstehen lässt, was den Beruf eines Kinderarztes so erfüllend macht, trotz Stress, notwendigem Engagement und oftmals Verzicht auf Freizeit und Familienleben. – Angesichts der veränderten Lebensvorstellungen und Praxisformen der jungen Generation von Haus- und Kinderärzten wahrscheinlich auch eine Erinnerung an eine Zeit, die allmählich zu Ende geht.
Es lohnt sich auf jeden Fall, das Buch zu lesen und sich seine Gedanken darüber zu machen!
Marc Müller, Hausarzt in Grindelwald