In memoriam

Bruno Durrer, Hausarzt und Bergretter, 1953 – 2016

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Ausgabe
2017/01
DOI:
https://doi.org/10.4414/phc-d.2017.01475
Prim Hosp Care (de). 2017;17(01):23-24

Publiziert am 11.01.2017

Kürzlich hatte ich in meiner Praxis das seltene Erfolgserlebnis einer erfolgreichen Reanimation, der Patient wurde mit dem Helikopter ins Inselspital geflogen und überlebte ohne jegliche Spätfolgen. Der Sohn dieses ­Patienten stand zufälligerweise neben mir, als ich vom Tod von Bruno Durrer erfuhr, seine Reaktion: «Es ist tragisch, Ihr Ärzte rettet Hunderten das Leben, und wenn Ihr selbst Hilfe braucht, kann Euch unter Umständen nicht geholfen werden».
DEUTSCHLAND, ARMEEFLUGZEUG, UEBUNGSFLUG, BERNER, OBERLAND, DEUTSCHER, KAMPFJET, TORNADO, LAUTERBRUNNEN
Leben retten war die eigentliche Berufung von Bruno. In den Medien wurde von 3500 Bergrettungen berichtet; über die Anzahl derer, die er aus Höhlen gerettet hat, fehlen mir Angaben. Er war ein Hausarzt vom alten Schrot und Korn, jederzeit, rund um die Uhr für seine Patienten erreichbar. Durch die Verbindung von Bergarztpraxis und Rettungshelikopter entwickelte sich seine Praxis zur wohl begehrtesten Anlaufstelle für naturbegeisterte Praxis­assistenten. Die Praxis wurde nicht zuletzt deshalb auch gecastet für den wunderbaren Film von Sylviane Gindrat «Du côté des médecins». Er engagierte sich aber auch in der Aus­bildung der Notärzte, als Lehrer in Gebirgsmedizin­kursen, instruierte die Pistenpatrouilleure und, und, und … Als ich ihn anfragte, meine Nachfolge als Vertreter der Hausärzte in der Plattform Rettungswesen der FMH zu übernehmen, willigte er ebenso ein wie auch als wir ihn baten, seine reiche Erfahrung in einem ­Seminar an unseren Grundversorger-Kongressen zu vermitteln.
Er führte ein derart engagiertes Leben, dass seine Frau Susanne gelegentlich seufzte, sie könne sich nicht ­vorstellen, wie es sein würde, wenn Bruno nicht mehr arbeite. An diesen vorzeitigen Verlust hat sie dabei ­sicher nicht gedacht!
Bruno starb, wie er gelebt hat. Auch in seinen Ferien brauchte er Aktivität; Langeweile war ihm ein Gräuel, damit konnte er schlecht umgehen. Das Tauchen war seine Leidenschaft, die grosse Abwechslung zu den langen, strengen und arbeitsreichen Wintern im Lauterbrunnental. Nach einem Tauchgang in Indonesien verspürte er ein Unwohlsein; beim Eintreffen im dortigen Spital konnte nur noch sein Tod festgestellt werden.
Bruno hinterlässt eine Frau und drei erwachsene Kinder, seine ersten beiden Enkel – Zwillinge – werden ihren berühmten Grossvater leider nicht mehr kennenlernen. Den Hinterbliebenen wünschen wir viel Kraft und Licht in der kommenden, ach so schwierigen Zeit! Wir, Brunos – und Susannes – Freunde und Kollegen werden versuchen, Euch beizustehen, so gut wir können!
Marc Müller, Präsident mfe, Hausarzt in Grindelwald