Internationale Antibiotika Awareness Woche
13.–19. November 2017

Internationale Antibiotika Awareness Woche

Lernen
Ausgabe
2017/19
DOI:
https://doi.org/10.4414/phc-d.2017.01642
Prim Hosp Care (de). 2017;17(19):371-372

Publiziert am 11.10.2017

Die Zahl der Antibiotikaresistenzen nimmt weltweit zu; damit steigt das Risiko, dass Infektionskrankheiten nur schwer oder nicht mehr behandelt werden können und Menschen oder Tiere sterben. Mit der internationalen Antibiotika Awareness Woche (AAW) – lanciert von der Weltgesundheitsorganisation WHO – soll das Thema aufgenommen und einem breiten Publikum präsentiert werden. Auch die Schweiz macht mit: Während der nationalen Antibiotika Awareness Woche (13.–19. November 2017) soll – gemeinsam mit den Akteuren aus den Bereichen Humanmedizin, Veterinärmedizin, Landwirtschaft und Umwelt – über das Thema Antibiotikaresistenzen informiert und diskutiert werden. Geplant sind diverse Anlässe und Publikationen in der ganzen Schweiz. Koordiniert wird die Woche durch die Bundesämter BAG, BLV, BLW und BAFU. Universitäten, Expertinnen und Experten, Branchenorganisationen, Verbände, Forschungsstätten, Gesundheitseinrichtungen, Apotheken, Konsumentenverbände und andere interessierte Akteure sind eingeladen, sich mit eigenen Anlässen und Aktionen an der Antibiotika Awareness Woche zu beteiligen. Geplant sind bereits über 30 Aktivitäten und Aktionen wie beispielsweise Symposien für Ärzte oder Referate für Laien.

Antibiotikaresistenzen

Die Entwicklung von Antibiotika zählt zu den bedeutendsten Fortschritten der Medizin. Dank dieser Medikamente ist es möglich, gefährliche Krankheiten wie Lungenentzündungen oder Blutvergiftungen zu heilen, die früher oft tödlich verlaufen sind. Der übermässige und teils unsachgemässe Einsatz von Antibiotika führt jedoch dazu, dass immer mehr Bakterien gegen Antibiotika resistent wurden.
Die Konsequenzen sind dramatisch und betreffen Mensch, Tier, Landwirtschaft und Umwelt gleichermassen. Bereits jetzt sterben in der Schweiz jedes Jahr Menschen und Tiere an Infektionen durch Bakterien, gegen die Antibiotika nichts mehr ausrichten können. Um das Problem zunehmender Resistenzen anzugehen, braucht es ein gemeinsames und koordiniertes Vorgehen. Die Information der Fachwelt und der breiten Bevölkerung gehört zu den wichtigen Massnahmen der nationalen Strategie Antibiotikaresistenzen (StAR), die der Bundesrat 2015 verabschiedet hat.

Strategie Antibiotikaresistenzen (StAR)

Die Umsetzung der Strategie erfolgt schrittweise: Zwei Drittel der 35 geplanten Massnahmen wurden bis jetzt in Angriff genommen. Eine wichtige Rolle spielt dabei die Forschung: Mit der Lancierung des «Nationalen Forschungsprogramms Antimikrobielle Resistenz NFP72» können Wissenslücken geschlossen und die Umsetzung der Strategie unterstützt werden. Da viele Bereiche vom Thema Antibiotikaresistenzen betroffen sind, arbeiten bei StAR in einem One-Health-Ansatz die vier Bundesämter BAG, BLV, BLW und BAFU zusammen (weitere Informationen unter www.star.admin.ch). Die Strategie enthält die acht Handlungsfelder Überwachung, Prävention, sachgemässer Einsatz von Antibiotika, Resistenzbekämpfung, Forschung und Entwicklung, Kooperation, Information und Bildung sowie Rahmenbedingungen.

Was weiss die Bevölkerung?

Eine erste Umfrage in der Schweizer Bevölkerung zum Thema Antibiotika und der Problematik von Antibio­tikaresistenzen hat 2016 gezeigt, dass rund drei Viertel aller Schweizerinnen und Schweizer das Thema kennen. Am besten bekannt ist, dass die unnötige Einnahme von Antibiotika deren Wirksamkeit verringert, und dass Antibiotika kein effektives Mittel gegen Grippe und Erkältung ist. Den meisten Befragten ist bekannt, dass es sich bei Antibiotikaresistenzen um ein One-Health-Thema handelt, wobei der Handlungsbedarf in den verschiedenen Teilbereichen unterschiedlich beurteilt wird. Diesen Wissenstand gilt es zu bewahren und bei allen Akteuren den verantwortungsvollen Umgang mit Antibiotika zu verstärken.

Die involvierten Bundesämter

Bundesamt für Gesundheit (BAG): In der Humanmedizin besteht grosser Handlungsbedarf, weil antibiotikaresistente Bakterien weltweit zunehmen und damit das Risiko steigt, dass bakterielle Infektionen nicht mehr geheilt werden können. Das Wissen um Antibiotikaresistenzen hilft Patientinnen und Patienten, Ärztinnen und Ärzte, Apothekerinnen und Apotheker, ihre Verantwortung im Umgang mit Antibiotika wahrzunehmen und damit beizutragen, dass sie auch in Zukunft wirksam bleiben.
Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV): StAR hat zum Ziel, die Wirksamkeit von Antibiotika für Mensch und Tier langfristig zu erhalten. Ein zentraler Ansatz dazu ist, Vorkehrungen zu treffen, um Krankheiten zu verhindern. Das BLV ist zusammen mit den betroffenen Akteuren für die Informationen und Massnahmen im Bereich Tier verantwortlich. Zentral ist dabei, dass die notwendigen Voraussetzungen geschaffen werden, damit Tiere gesund bleiben und weniger Antibiotika benötigen. Dazu beitragen können eine gute Hygiene, bessere Haltungsbedingungen sowie eine intensive Bestandesbetreuung.
Bundesamt für Landwirtschaft (BLW): Der Landwirt trägt die Verantwortung für die Gesundheit seiner Nutztierbestände. Neben der gezielten Prävention einzelner Krankheiten ist die Umsetzung eines optimalen Managements zentral. Dafür sind spezifische Projekte zur Umsetzung der Informationen und Massnahmen auf den Betrieben zentral – in der Regel in Zusammenarbeit oder auf Initiative der Landwirte und Branchen werden so Aspekte wie Genetik, Haltung, Fütterung und Hygiene koordiniert angegangen. Auch eine tiergerechte Haltung trägt zur Gesundheit bei. Diese wird durch Beiträge für besonders tierfreundliche Stallhaltung (BTS) und regelmässigen Auslauf ins Freie (RAUS) gefördert.
Bundesamt für Umwelt (BAFU): Antibiotikaresistenzen betreffen nicht nur Menschen und Tiere, sondern auch die Umwelt. Daher ist für den Erhalt von wirksamen Antibiotika ein ganzheitlicher Ansatz nach dem One–Health–Prinzip Voraussetzung. Neben der generellen Senkung von Mikroverunreinigungen und Antibiotikarückständen in der Umwelt spielt die Forschung eine wichtige Rolle.
Corinne Corradi, MSc MPH
Wissenschaftliche ­Mitarbeiterin
Eidgenössisches ­Departement des Innern EDI
Bundesamt für Gesundheit BAG
Abteilung Übertragbare Krankheiten, Sektion ­Strategien, Grundlagen und Programme SGP
Schwarzenburgstrasse 157
CH-3003 Bern
Corinne.Corradi[at]bag.admin.ch