Artikelserie: «Gestaltung der Zukunft der Allgemeinen Inneren Medizin»

Eine hochwertige Ausbildung zur Förderung des Nachwuchses

Offizielle Mitteilungen
Ausgabe
2017/18
DOI:
https://doi.org/10.4414/phc-d.2017.01644
Prim Hosp Care (de). 2017;17(18):340

Affiliations
Leitende Professorin des Hausarztinstituts der Universität Genf

Publiziert am 27.09.2017

Die fünf Schweizer Institute für Hausarztmedizin arbeiten im Rahmen des «Masterplans für Hausarztmedizin» eng zusammen, um den Lehrstoff und die Lehr­methoden neu zu definieren. So soll sichergestellt werden, dass genügend Hausärzte für die Bevölkerung von morgen ausgebildet werden.
Eine vor Kurzem durchgeführte systematische Überprüfung zeigte auf, dass die Hausarztmedizin (HAM) während der gesamten Studiendauer auf gut erkennbare Weise präsent sein und Praktika umschliessen muss, um bei den Studenten eine Berufswahl zu Gunsten der HAM zu erreichen [1]. Aufgrund dieser Feststellung haben die Institute ein fortschreitendes HAM-­Curriculum erstellt, um die Studenten für die Hausarztmedizin zu sensibilisieren. Das Curriculum stützt sich vor allem auf den neuen Lernzielkatalog PROFILES [2], der sich am CANMEDS-Rahmen orientiert, dessen Kompetenzen den spezifischen HAM-Kompetenzen sehr ähnlich sind (Abb. 1).
Abbildung 1: Die Kompetenzen des CANMED-Rahmens.

Notwendige Kompetenzen

Durch ihre Schlüsselrolle im Versorgungssystem und ihre Aufgabe, Patienten jeder Altersgruppe und jeder Phase – präventiv, akut und chronisch sowie am Lebensende – zu behandeln, ermöglicht die HAM den Erwerb der erforderlichen Kompetenzen um folgendes zu werden: Medizinischer Experte, Kommunikator (Kontakt mit Patient und Umgebung), Teamarbeiter (interdisziplinär und interprofessionell), Gesundheits-Fürsprecher (Prävention, Verfechter von Patientenrechten), Lehrender (der seine Kenntnisse auf dem neuesten Stand hält und lehrt), Führungskraft/Manager und professioneller Arzt (der den Ethik- und Moralkodex des Berufes wahrt, zum Wohle des Patienten und der Gesellschaft) [3]. Das Umfeld ist auch für «anvertraute professionelle Tätigkeiten» (entrustable professional activities) gut geeignet, die es dem Lehrarzt ermöglichen, die Fähigkeit und Zuverlässigkeit der Studenten bei der Durchführung präziser Aufgaben (z.B. Behandlung einer einfachen Harnwegsinfektion) zu prüfen. So tragen die Hausärzte aktiv zu einer hochwertigen Ausbildung der Studenten bei, indem sie diesen im Zuge der Praktika einen individualisierten Unterricht zukommen lassen, der auf ihre Bedürfnisse abgestimmt ist, um ihnen den Erwerb der am Ende des Studiums notwendigen Fähigkeiten zu ermöglichen.

Spezifische pädagogische Ausbildungen

Um die Ausbildung der Studenten und das Image der HAM zu optimieren, haben die Institute für Hausarztmedizin eine spezifische pädagogische Ausbildung entwickelt, um den Unterricht derjenigen Kliniker, die Studenten in ihrer Praxis empfangen, gemäss den anerkannten Empfehlungen zu professionalisieren [4]. In Genf wurde eine pädagogische Ausbildung entwickelt, die sich an die Lehrärzte richtet. Diese Ausbildung widmet sich dem Erwerb pädagogischer Fähigkeiten wie z.B. der Fähigkeit, zu beaufsichtigen und individuelles Feedback zu geben, ein wirksames Vorbild zu sein, das Clinical Reasoning zu vermitteln, den Erwerb klinischer Fähigkeiten zu beurteilen etc. Die Entwicklung eines pädagogischen Portfolios zum Nachweis des Erwerbs dieser Kompetenzen könnte eine echte Professionalisierung der Lehrärzte in der Praxis ermöglichen.
Durch die Kombination von klinischen und pädagogischen Kompetenzen bietet die HAM eine professionelle Lehre, die den Studenten ein akademisches, wissenschaftliches, menschliches und attraktives Bild des Berufs vermittelt.
Bruno Schmucki
Kommunikation, SGAIM, Schweizerische Gesellschaft für Allgemeine Innere ­Medizin
Monbijoustrasse 43
Postfach
CH-3001 Bern
bruno.schmucki[at]sgaim.ch
1 Pfarrwaler E, Audétat MC, Sommer J, Nendaz M, Junod-Perron N, Haller-Hester D, et al. An Expanded Conceptual Framework of Medical Students’ Primary Care Career Choice. JGIM april 2017.
2 Michaud P-A, Jucker-Kupper P, et al. Joint Commission of the Swiss Medical Schools. Principal ­Relevant Objectives and Framework for Integrated Learning and Education in Switzerland. March 2017. www.profilesmed.ch
3 Frank JR, Snell L, Sherbino J, editors. The Draft CanMEDS 2015 Physician Competency Framework – Series IV. Ottawa: The Royal College of Physicians and Surgeons of ­Canada; March 2015 http://www.royalcollege.ca/rcsite/canmeds/canmeds-framework-e
4 Irby D. Excellence in clinical teaching: knowledge transformation and development required. Medical Education 2014;48:776–84.