Charta Patientensicherheit

Die Naht enger machen

Editorial
Ausgabe
2017/22
DOI:
https://doi.org/10.4414/phc-d.2017.01673
Prim Hosp Care (de). 2017;17(22):0

Affiliations
a Präsident mfe; b Co-Präsidium SGAIM

Publiziert am 21.11.2017

Allzu bekannte Situation: Frau Auberson, knapp über 90, wird nach einem Sturz hospitalisiert. Schon zuvor musste sie wegen verschiedener Erkrankungen zehn verschiedene Medikamente nehmen, verteilt auf vier Einnahmezeiten. Mit Hilfe von Hausärztin, Spitex und dank der eigenen Agilität hat sie das auch meistens geschafft. Und jetzt dieses Missgeschick, zu Hause, glücklicherweise ohne Fraktur oder schwere Verletzung. Trotzdem kommt es in der Rehabilitation zu Schwierigkeiten, neue Medikamente müssen zusätzlich zu den alten verordnet werden. Dazu kommt, dass die Generika, die Frau Auberson vorher eingenommen hat, durch Originalpräparate oder Medikamente anderer Hersteller ersetzt worden sind. Die alte Dame ist wieder zu Hause, jetzt beginnt das Aufräumen …
Die Schwierigkeit, eine optimale Sicherheit in der Medikation sicherzustellen, beginnt beim Eintritt: Ist die Liste der Hausärztin komplett? Hat ein Spezialist noch etwas zugegeben? Oder wurde eine Dosisänderung nicht übertragen in die Akten der Spitex? Und wer weiss denn wirklich, was Frau Auberson alles einnimmt? Die Charta der Stiftung Patientensicherheit soll uns Professionals alle mahnen, aufrufen, erinnern und auch schulen, interprofessionell, interinstitutionell die grosse Verantwortung, die wir gerade in diesem Sektor haben, wahrzunehmen. Die Charta soll uns immer wieder vor Augen führen, ob wir im Spital oder in der Praxis tätig sind, ob wir stationär oder ambulant arbeiten, wie wichtig ein sorgfältiger Medikamentenabgleich ist.
Für SGAIM und mfe ist es eine Selbstverständlichkeit, die Charta zu unterstützen. Nicht nur, indem wir sie unterschreiben, das wäre zu billig. Sondern auch und vor allem, in dem wir sie propagieren. Die Stiftung Patientensicherheit erklärt in diesem Heft, was es mit progress! auf sich hat, und dazu gehört natürlich auch der Hinweis auf die Website, die Materialien und die Charta selber.
Qualität wird gefordert, von allen Seiten. Mit progress! haben wir die einmalige Möglichkeit, unsere schon hohe Qualität weiter zu verbessern, und zusätzlich auch sichtbar zu machen, wie wir diese Qualität pflegen und hegen. Nehmen wir diese Chance wahr, zum Wohl unserer Patientinnen und Patienten, und zeigen wir, wie wir mit Qualität umgehen.
Übrigens: Nach dem sorgfältigen Medikamentencheck bei Eintritt, ebenso beim Abteilungswechsel im Spital und dem Abgleichen der Medikation bei Austritt ist Frau Auberson sicher wieder zu Hause angekommen, ohne Medikationsfehler, mit klaren Anweisungen, für alle nachvollziehbar. Die Schnittstelle in der Medikation ist zur Nahtstelle geworden, und die Naht wird immer enger, immer zuverlässiger, dank progress!
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