Zur nationalen NCD-Strategie

Än-Si-Dii: schon gehört?

Editorial
Ausgabe
2018/01
DOI:
https://doi.org/10.4414/phc-d.2018.01694
Prim Hosp Care (de). 2018;18(01):3

Affiliations
Präsident mfe

Publiziert am 03.01.2018

Immer diese englischen Abkürzungen! Schon während der Debatte um die Managed Care-Abstimmung hat mir ein Bauer aus dem Glarnerland anvertraut: «Diese englischen Bezeichnungen, die versteht einfach niemand, so etwas hat doch keine Zukunft.»
Nun, so schwierig ist es doch nicht: Mit NCD, Non Communicable Diseases, sind diejenigen Krankheiten gemeint, die nicht übertragen werden. Klassische Beispiele sind Diabetes mellitus, Hypertonie, COPD, Krebs, um die häufigsten dieser Erkrankungen zu benennen. Die Infektionserkrankungen, die früher die Hauptbedrohung der Menschheit dargestellt haben, sind in den Hintergrund gerückt. Die verbesserten hygienischen Bedingungen haben – neben Impfungen und Antibiotika – mitgeholfen, dass die Menschen älter werden. Und mit dem höheren Alter, mit den wenig segens­reichen Entwicklungen wie falsche Ernährung, Bewegungsarmut oder vor allem Rauchen sind andere Erkrankungen aufgekommen. Leider gibt es hier keine Heilung; da diese Krankheiten chronisch ­verlaufen, begleiten sie die betroffenen Patienten doch Zeit ihres Lebens. Der Ansatz, zu verhindern, dass sie überhaupt auftreten, ist dabei sicher nicht der schlechteste.
Für mfe ist die NCD-Strategie nichts Neues. Seit Beginn sind Mitglieder des Vorstands in die verschiedenen Gremien delegiert, die diese Strategie in der Erarbeitung begleiten. Dabei war und ist auch hier die Haltung unseres Verbands gleich konsistent wie in anderen Fragen, mit dem Resultat, dass unsere Stimme gehört wird, und unsere Meinung einfliesst. Beispielsweise haben wir schon früher, aber bei der Umsetzung der Massnahmen jetzt besonders, darauf aufmerksam gemacht, dass bereits bestehende Projekte (Paprica, Eviprep, Gesundheitscoaching KHM beispielsweise) ebenfalls weiter gefördert werden sollen. Schwierig ist so eine Förderung natürlich, wenn praktisch kein Geld zur Verfügung steht: Der Betrag von 5 Millionen Franken, der bis 2024 jährlich für Projekte zur Verfügung steht, ist eigentlich weniger als ein Tropfen auf den berühmten heissen Stein. Deutschland ist ja nicht immer sinnvollstes Vorbild im Gesundheitswesen, stellt aber beispielsweise den mehr als hundertfach grösseren Betrag dazu ab.
Ein wichtiger positiver Punkt dieser NCD-Strategie ist sicher, dass die vielen einzelnen krankheitsbezogenen Bemühungen in ein Ganzes eingebettet werden. Hocherfreulich ist zudem, dass nun endlich auch die psychischen Erkrankungen, die Suchterkrankungen Teil dieser Strategie geworden sind. Von Seiten mfe haben wir immer darauf hingewiesen, dass das Fokussieren auf einzelne Krankheiten nicht effizient ist, haben aber sehr wohl verstanden, dass die Prävention vor allem aus den Gesundheitsligen gefördert worden ist, was diese Segmentierung erklärt. Als Haus- und Kinderärzte haben wir immer wieder darauf hingewiesen, dass viele dieser Erkrankungen gemeinsame Risikofaktoren haben, aber vor allem, dass viele dieser verschiedenen Erkrankungen bei ein und demselben Pa­tienten vorkommen. Viele unserer Gedanken sind auch in das «White Paper» von QualiCcare (Link) eingeflossen, Marc Müller war Teil dieser Arbeitsgruppe.
An der Delegiertenversammlung von mfe am 23. November war ein wichtiger Teil der NCD-Strategie gewidmet. Nach einer Einführung durch Ständerat Hans Stöckli wurde an «runden Tischen» intensiv diskutiert, und vieles zusammengetragen, das in unsere Arbeit einfliessen wird.
Mit dem Interview, das unsere Geschäftsstelle mit Herrn Strupler vom BAG und Herrn Mattig von Gesundheitsförderung Schweiz geführt hat, möchten wir unseren Mitgliedern die Problematik etwas näher bringen, im Wissen drum, dass sich einige schon sehr stark engagieren. Und wir möchten unsere Mitglieder ermuntern, Projekte einzureichen, die über die besagte Förderung mitfinanziert werden können.
Zwei Punkte noch: Zum einen hat mfe beschlossen, sich in der Tabakprävention weiter zu engagieren, und in der geplanten Initiative «Werbeverbot für Tabakprodukte bei Jugendlichen» den Lead zu übernehmen, einfach deshalb, weil es uns ein ganz wichtiges Anliegen ist. Die bürgerliche Parlamentsmehrheit verhindert leider erfolgreich eine effiziente Tabakprävention, das wollen wir ändern.
Und zum anderen: Die effizienteste Prävention liegt immer noch im Verhindern sozialer Ungerechtigkeiten und im Fördern der Bildung.
Sandra Hügli-Jost
Kommunikations­beauftragte mfe Haus- und Kinderärzte Schweiz
Geschäftsstelle
Effingerstrasse 2
CH-3011 Bern
Sandra.Huegli[at]hausaerzteschweiz.ch