Jedem Präsidenten (s)eine Initiative?
Volksinitiative «Ja zum Schutz der Kinder und Jugendlichen vor Tabakwerbung»

Jedem Präsidenten (s)eine Initiative?

Editorial
Ausgabe
2018/03
DOI:
https://doi.org/10.4414/phc-d.2018.01711
Prim Hosp Care (de). 2018;18(03):39

Affiliations
Präsident mfe

Publiziert am 07.02.2018

Haus- und Kinderärzte sind offensichtlich Initiativen-affin. Nicht ganz so wie die eine grosse Schweizer Partei, und nicht unbedingt in deren Sinn, aber was soll’s. Wir engagieren uns, auch ausserhalb unserer Sprechstunde, ausserhalb unseres Gärtchens, für das ganze Gesundheitswesen, und auch darüber hinaus. Eigentlich ist es ja aus ökonomischen Gründen widersinnig, sich selbst die Arbeit wegzunehmen, langfristig darauf hinzuarbeiten, weniger «Kunden» zu haben. Aber so sind wir Haus- und Kinderärzte eben: wir denken nicht nur an uns, sondern an alle um uns herum. Und übernehmen Verantwortung, wenn wir hinter einer Idee stehen.
Schon seit jeher tut sich die Schweiz schwer mit der Tabakprävention. Nicht ganz unschuldig ist natürlich die mächtige Lobby der Tabakindustrie, die es immer wieder fertigbringt, die lukrativen Geschäftsfelder offen zu halten. Die Kosten tragen die anderen, zuerst natürlich die direkt Betroffenen, und dann wir alle, über Steuern und Krankenkassenprämien. Eine Sucht­erkrankung wird als «Selbstverantwortung» verharmlost, Daten zur Schädigung werden konsequent gefälscht, Meinungsmacher gekauft: das ganze Programm. Neuestes Beispiel: Reto Auer vom Berner Institut für Hausarztmedizin hat eine Studie veröffentlicht, die aufzeigt, wie viele gefährliche Stoffe diese neuen «harmlosen» Tabak-Devices abgeben [1]. Am nächsten Tag wollte Philip Morris Reto korrigieren, und die «richtigen» Daten liefern!
Der Einfluss der Tabaklobby hat es geschafft, das Tabakpräventionsgesetz zu einem zahnlosen Instrument zu machen. Unterstützt wurde sie dabei durch ein Parlament, das offensichtlich nicht an der Gesundheit der Bevölkerung interessiert ist, und einfache und günstige Prävention ablehnt. Erfolgreiches Vorgehen wie dasjenige in Australien (um nicht Europa zu bemühen) wird einfach ausgeblendet. Und die Jungen werden ihrem Schicksal überlassen.
So kam die Idee auf, Gegensteuer zu geben. Wie macht man das am effizientesten? Nach wenigen Diskussionen schon war klar, dass es dazu eine Volksinitiative braucht, die Druck aufbaut, nicht direkt verbietet, aber die Vulnerabelsten in unserer Gesellschaft schützt. Im Wissen drum, dass die meisten Raucher in Jugendjahren beginnen, und dann nicht mehr aufhören können, wurde der Fokus auf diese Bevölkerungsgruppe gelegt. Und auch im Wissen darum, dass die Jugendlichen häufig inexplizit Ziel der Werbung sind, wurde der Ansatz verfolgt, die Werbung dort zu verbieten, wo Kinder und Jugendliche Zugang oder Einblick haben. Also fast überall. Dass beispielsweise auch ein Festival ohne Tabakwerbung auskommen kann, zeigt das Gurten-Festival 2018, das bewusst darauf verzichten wird.
Wir werden uns warm anziehen müssen, das wissen wir, die Tabakindustrie wird alles daransetzen, unsere Initiative zum Scheitern zu bringen. Deshalb braucht es schon von Beginn weg einen überzeugenden Start: in möglichst kurzer Zeit möglichst viele Unterschriften. Und dazu brauchen wir Euch. Die Delegiertenversammlung von mfe hat die Unterstützung der Initiative einstimmig beschlossen, wir haben den Lead, und auch Erfahrung. Klar sind wir nicht alleine, pharmaSuisse, Gesundheitsligen, Krebsliga, kantonale Lungenligen sind dabei. Aber ohne Euch als Basis können wir das nicht stemmen.
Zeigen wir, wie effizient wir bei mfe arbeiten, wie rasch Haus- und Kinderärzte Unterschriften sammeln können!
Sandra Hügli-Jost
Kommunikationsbeauftragte mfe Haus- und Kinderärzte Schweiz
Geschäftsstelle
Effingerstrasse 2
CH-3011 Bern
Sandra.Huegli[at]hausaerzteschweiz.ch
1 Auer R, Concha-Lozano N, Jacot-Sadowski I, Cornuz J, Berthet A. Heat-Not-Burn Tobacco Cigarettes: Smoke by Any Other Name. JAMA Intern Med. 2017;177(7):1050–2.