Die SGAIM engagiert sich in der Ausbildung von Moderator/-innen von Qualitätszirkeln

Im Qualitätszirkel drehen sich die Diskussionen nicht im Kreis

Offizielle Mitteilungen
Ausgabe
2018/04
DOI:
https://doi.org/10.4414/phc-d.2018.01714
Prim Hosp Care (de). 2018;18(04):62-63

Affiliations
Verantwortlicher Administration und Kommunikation SGAIM

Publiziert am 21.02.2018

Es gibt verschiedene Methoden, Werkzeuge und Ansätze zur Qualitätsentwicklung. Untersuchungen über die strukturierte Kleingruppenarbeit in Form von Qualitätszirkeln (QZ) haben gezeigt, dass diese Arbeitsweise zu neuem Wissen und dessen Nutzung substanziell beitragen kann. Adrian Rohrbasser, Tutor und Moderator von QZ, erklärt in diesem Interview, welches die Vorteile der Methode sind, warum die SGAIM und ihre Vorgängerorganisationen seit Jahren gezielt Moderator/-innen ausbilden und wie dieses Angebot weiterentwickelt werden soll.
Herr Rohrbasser, seit rund 20 Jahren arbeiten Sie regelmässig mit den Instrumenten der QZ und engagieren sich in der Aus- und Weiterbildung von Moderator/-innen. Woher kommt die QZ-Methode und seit wann wird sie im Gesundheitswesen angewendet?
QZ basieren auf zwei Konzepten: dem Plan-Do-Check Act(PDCA)-Zyklus und dem sozialen Kontext, den die Gruppe für dessen Funktion bietet. Die Idee verbreitete sich zuerst in der Industrie, dann in der Dienstleistungsbranche und schliesslich im medizinischen Sektor. An der kanadischen McMaster Universität wurde 1974 eine praktische Methode mittels Problem Based Learning (PBL) vorgestellt, bei der sich Hausärzt/-innen regelmässig trafen, um Gedanken über klinische Fälle auszutauschen und ihr Wissen zu erweitern.
Diese Gruppen befassten sich in erster Linie mit Continuous Medical Education (CME). 1979 wurde PBL experimentell auch mit kleinen Gruppen von Hausärzt/-innen in Nijmegen (NL) umgesetzt, wo zudem Aspekte der Qualität im Gesundheitswesen Einzug hielten. Allmählich verwandelte sich der Lernzyklus in einen PDCA-Zyklus, da sich der Fokus nicht mehr auf Erkenntnisgewinnung, sondern auf Qualitätsentwicklung und Implementierung von Wissen richtete. Die eigentlichen QZ waren entstanden. Sie vereinigten die didaktischen Techniken des PBL mit dem Wissen über Kommunikation und Gruppendynamik der Industrie in der erklärten Absicht, die Behandlungsqualität zu verbessern.
Richard Grol aus Nijmegen gründete 1991 die European Society for Quality and Safety in Family Practice (EQuiP) zum Austausch über verschiedene Werkzeuge zur ­Qualitätsentwicklung und verbreitete damit die QZ-Methode in Europa.
Und wie haben Sie selbst diese Methode kennen gelernt?
Die damaligen Schweizer Delegierten der EQuiP, Beat Künzi und André Dahinden, brachten das Modell der QZ in die Schweiz. Diese beiden Pioniere entwickelten zusammen mit anderen den Grundstein für die seit 1995 bis heute durchgeführten Moderator/-innen-Kurse. Ich selbst liess mich 2002 dort zum Moderator ausbilden und stiess dann später zur Tutorengruppe, in die ich nach und nach eingeführt wurde.
Unterdessen konnten wir über 2000 Moderator/-innen von QZ im Gesundheitswesen ausbilden. Zudem ver­anstalteten wir jedes Jahr am Herbstkongress ein Moderator/-innen-Treffen, um den gegenseitigen Erfahrungsaustausch und die Vernetzung untereinander zur fördern.
Über 2000 Moderator/-innen? Das ist eine sehr eindrückliche Zahl. Das sind alles Ärztinnen und Ärzte?
Nein – nur rund zwei Drittel davon haben ein Medizinstudium absolviert. Das macht aber Sinn: Denn diese Methode zur Qualitätsentwicklung kann in allen Bereichen der medizinischen Versorgung – von der ärzt­lichen Konsultation, über die Pflege bis zur Therapie – angewendet werden. Die Kurse für Moderator/-innen sind ein Anlass, bei dem die Beteiligten auf Augenhöhe miteinander arbeiten und so die Idee der interprofessionellen Zusammenarbeit erfahren dürfen.
Die Berufsgruppen aus der Ergotherapie und der ­Logopädie waren von Anfang an aktiv involviert in der Ausbildung von Moderator/-innen, die früher durch die SGAM und jetzt durch die SGAIM organisiert werden. Andere Berufsverbände, namentlich medizinische Praxisassistent/-innen, Physiotherapeut/-innen, Chiropraktiker/-innen und Pharmazeut/-innen haben eigene Aus-, Weiter- und Fortbildungen für Moderator/-innen. Während der Reorganisation des Kurswesens fanden aber regelmässig berufsübergreifende Vernetzungstreffen statt.
Gibt es konkrete Pläne und Projekte, wie Arbeiten in QZ weiterentwickelt werden sollen?
Unter der Projektleitung der SGAIM haben sich nun die verschiedenen Berufsgruppen entschlossen, eine interprofessionelle Lobby zu bilden, um die QZ-Prinzipien zu fördern und die Kontrolle über die Qualitätsentwicklung beizubehalten. Indem sich die Gruppen auf gemeinsame Charakteristika von QZ einigten, haben sie die Basis gelegt für gemeinsame Treffen von Moderator/-innen und Tutor/-innen. Ein weiteres Ziel ist eine gemeinsame Ausbildung, bei der die Gruppendynamik verschiedener Professionen miteinbezogen wird. Ich denke, dass das «miteinander Lernen» das konkrete «miteinander Arbeiten» sicher verändern wird und so zur interprofessionellen Kooperation beitragen kann.
Schliesslich möchten wir die Tutor/-innengruppe erweitern und deren Bestand durch gezielte Weiter- und Fortbildungsmöglichkeiten für junge Kolleg/-innen in Zukunft sichern. Es geht nicht zuletzt um die Bündelung der Kräfte und die Optimierung der Fortbildungen in diesem Bereich.
Schliesslich haben wir letztes Jahr unser Skript für den Basiskurs vollständig überarbeitet und in eine übersichtlichere, attraktivere Form gebracht. Wir konnten das neue Lehrmittel bereits in einem Kurs im vergangen November erfolgreich testen.
Kurze Frage zum Schluss: Was ist für Sie der grösste Gewinn oder der stärkste Anreiz für diejenigen, die mit der QZ-Methode arbeiten?
Es macht Spass. Zudem kann ich mit meinen Kolleginnen und Kollegen selbst ein Qualitätsthema wählen, das uns «unter den Nägeln brennt» und so die Ver­sorgung für unsere Patient/-innen verbessern. Gleich­zeitig tragen wir aber auch Sorge zu einem guten Arbeitsklima für alle Beteiligten. Das erlaubt eine örtlich angepasste Qualitätsentwicklung, die ihren Namen verdient.

Zur Person


Adrian Rohrbasser ist Facharzt AIM und arbeitet seit 1996 in Wil (SG) am jetzigen medbase-Standort. Er ist zudem ­Delegierter der SGAIM bei EQuiP und leitet dort die Arbeitsgruppe «Qualitätszirkel». Foto: Bruno Schmucki/SGAIM.

Aktuelle Angebote der SGAIM für Moderator/-innen von QZ

Basiskurse
09./10. Mai 2018 (Mi/Do) | Kurssprache Deutsch | Olten
25./26. Mai 2018 (Fr/Sa) | Kurssprache Französisch | Crêt-Bérard
16./17. November 2018 (Fr/Sa) | Kurssprache Deutsch | Olten
16./17. November 2018 (Fr/Sa) | Kurssprache Französisch | Crêt-Bérard
Die Kurse beginnen am 1. Kurstag mit einem gemeinsamen Nachtessen (17.45 Uhr) und einem ersten Kursteil (19.30 bis ca. 22.15 Uhr) und dauern am 2. Kurstag bis um ca. 17.15 Uhr.
Austauschtreffen und Weiterbildung für ausgebildete Mode­ra­tor/-innen
Termin und Ort werden noch bekannt gegeben.
Weitere Informationen und Online-Anmeldung für die Basiskurse unter www.sgaim.ch/qz.
Bruno Schmucki
Kommunikation, SGAIM
Schweizerische Gesellschaft
für Allgemeine ­Innere ­Medizin
Monbijoustrasse 43
Postfach
CH-3001 Bern
bruno.schmucki[at]sgaim.ch