Offen sein für die nächste Generation
Grusswort zum 3. Frühjahrskongress der SGAIM in Basel

Offen sein für die nächste Generation

Editorial
Ausgabe
2018/10
DOI:
https://doi.org/10.4414/phc-d.2018.01773
Prim Hosp Care (de). 2018;18(10):167

Affiliations
Präsidenten des wissenschaftlichen Komitees des Frühjahrskongresses 2018

Publiziert am 30.05.2018

«Wie bekommen wir die besten Medizinstudierenden?» Diese Frage beschäftigt uns nicht nur an einem standespolitischen Seminar am diesjährigen SGAIM-Frühjahrskongress, sondern sie treibt uns alle auch in unserer täglichen Arbeit um. Denn für die Zukunft der Allgemeinen Inneren Medizin (AIM) in der Schweiz ist es entscheidend, ob es uns gelingt, die Generation der angehenden Ärztinnen und Ärzte für unser Fach zu ­begeistern und Rahmenbedingungen zu schaffen, die eine Tätigkeit an Spitälern, in Hausarztpraxen, in der Forschung und in der Lehre attraktiv machen.
Ein wichtiger Faktor für die Nachwuchsförderung ist sicher auch, wie die Phase der Weiterbildung zur Fachärztin, zum Facharzt ausgestaltet und erlebt wird. Denn in dieser Zeit der Weiterbildung lernen die jungen Kolleginnen und Kollegen die ganze Breite unseres Fachbereiches kennen, machen entscheidende Erfahrungen mit den verschiedenen Rollen- und Arbeits­modellen und bauen sich jene wichtigen Netzwerke auf, die sie bei ihren Karriere-Entscheidungen stark ­beeinflussen.
Der Frühjahrskongress der SGAIM, an dem jedes Jahr über 3000 Ärztinnen und Ärzte aus der ganzen Schweiz teilnehmen, kann hier einen wertvollen Beitrag leisten. Der Kongress bietet nämlich nicht nur eine umfangreiche Übersicht über den ­aktuellen Forschungsstand und die fachlichen Diskussionen, sondern auch eine gute Plattform für den Austausch und das gegenseitige Kennenlernen. Aus diesem Grund war es dem wissenschaft­lichen Komitee des Kongresses so wichtig, die Förderung des medizinischen Nachwuchses zum Thema und Programm zu machen und für die angehenden Fachärzt/-innen spezifische Angebote zu konzipieren. Zudem haben wir den Nachwuchs auf­gefordert, ihre wissenschaftlichen Arbeiten einzureichen, um diese am Kongress präsentieren zu können.
Wir freuen uns deshalb sehr, wenn wir in Basel zahlreiche Studierende und Assistenzärzt/-innen begrüssen dürfen, die unseren Fachbereich kennenlernen und mehr darüber wissen möchten. Wir bedanken uns an dieser Stelle besonders bei allen, die sich dafür engagieren (werden), dass der Kongress für die zukünftigen Kolleginnen und Kollegen eine spannende und anregende Erfahrung wird.
In den zahlreichen verschiedenen Lernformaten ­werden aber auch all jene etwas finden, die schon lange in unserem Fachbereich tätig sind, und diesen durch ­ihren Einsatz im Spital oder der Hausarztpraxis ­aktiv mitgestalten. Einige Themen wurden zudem in ­spezielle Nachmittagssessionen für Student/-innen, Assistenzärzt/-innen, Spitalinternist/-innen und Hausärzt/-innen gebündelt. Mentoringsitzungen und Kurse für den akademischen Nachwuchs ­runden das Angebot ab.
In dieser Atmosphäre des intensiven Lernens, Präsentierens und Diskutierens wird der Unternehmer und Schriftsteller Rolf Dobelli in der Presidence Lecture am Donnerstag ein Fenster aufstossen und uns seine Ansichten über die «Kunst des klaren Denkens» vorstellen. Dobelli geht davon aus, dass unser Gehirn für ein Leben als steinzeitliche Jäger und Sammlerinnen optimiert ist. Das führt in der heutigen, radikal anderen Welt zu systematischen Denkfehlern – die verheerend sein können für unser Leben. Dobelli warnt zum Beispiel vor der Tendenz, neue Informationen so zu interpretieren, dass sie mit unseren bestehenden Theorien, Weltanschauungen und Überzeugungen kompatibel sind («Confirmation Bias»). Anders ausgedrückt: Neue Informationen, die im Widerspruch zu unseren bestehenden Ansichten stehen, filtern wir aus.
Dieser interessante Gedanke dürfte wohl auch für den Umgang mit dem vielen neuen Wissen nützlich sein, das uns in den nächsten Tagen präsentiert wird. In diesem Sinne wünschen wir allen ein inspirierendes und erkenntnisreiches Fortbildungserlebnis in Basel.
Bruno Schmucki
Kommunikation, SGAIM
Schweizerische Gesellschaft
für Allgemeine Innere ­Medizin
Monbijoustrasse 43
Postfach
CH-3001 Bern
bruno.schmucki[at]sgaim.ch