Eine Erfahrung in Bangladesch
Eine bereichernde Möglichkeit für Ärztinnen und Ärzte

Eine Erfahrung in Bangladesch

Offizielle Mitteilungen
Ausgabe
2018/15
DOI:
https://doi.org/10.4414/phc-d.2018.01799
Prim Hosp Care Allg Inn Med. 2018;18(15):260-261

Affiliations
Mitglied des Vorstands von SYI

Publiziert am 15.08.2018

Während der Assistenzzeit oder danach besteht die Möglichkeit, im Ausland zu arbeiten, und zahlreiche Ärztinnen und Ärzte in Ausbildung wagen dieses Abenteuer. Einer von ihnen, Matthias von Rotz, 35 Jahre, erzählt uns von seinen Erfahrungen.

Matthias, erzählst Du uns von deinem Werdegang?
Ich habe mein Medizinstudium 2010 abgeschlossen. Meine internistische Assistenzzeit habe ich in verschiedenen Spitälern in der Deutschschweiz absolviert, danach war ich Oberarzt für Innere Medizin im Universitätsspital Basel und bin derzeit in der Infektiologie tätig, und zwar die nächsten drei Jahre. Die Erfahrung, während meiner Assistenzzeit zwei Monate in Kamerun als Arzt zu arbeiten, hat mich dazu motiviert, auch andere Orte zu entdecken. Als sich dann die Gelegenheit ergab, in Bangladesch zu arbeiten, habe ich nicht gezögert!
Wie bist Du vorgegangen?
Ich hatte wirklich Glück! Meine Schwester ist Gynäkologin und kennt den leitenden Arzt – auch ein Schweizer – der Gynäkologie-Abteilung des LAMB-Spitals in Parbatipur, einer Stadt im Nordwesten von Bangladesch. Mit seiner Hilfe konnte ich den leitenden Arzt für Innere Medizin kontaktieren und eine auf sechs Monate befristete Stelle als Oberarzt erhalten. Wenn ich diese Gelegenheit nicht gehabt hätte, hätte ich mich an eine der verschiedenen im Gesundheitsbereich aktiven Nichtregierungs- und anderen Organisationen gewandt, um eine Stelle zu finden.
Wie ist es Dir ergangen?
Zwei Wochen habe ich in der Hauptstadt Dhaka verbracht, um die Landessprache Bengalisch zu lernen, dann bin ich nach Parbatipur gereist, um dort sechs Monate im LAMB-Spital zu arbeiten. Denn obwohl der Grossteil der Patientendossiers auf Englisch ist, muss man unbedingt Bengalisch lernen, um mit den Patientinnen und Patienten kommunizieren zu können. Aufgrund des vollständigen Eintauchens in die neue Welt lernt man die Sprache im Endeffekt schnell.
Es gibt kein Krankenversicherungssystem, die Patientinnen und Patienten müssen darum die Kosten der ärztlichen Konsultation in der Notfallabteilung sofort aus eigener Tasche bezahlen. Wenn der Arzt/die Ärztin eine Hospitalisierung für notwendig hält, beraten sich die begleitenden Angehörigen, um zu entscheiden, ob eine stationäre Behandlung finanziell möglich ist. Für bestimmte Fälle existiert ein Unterstützungsfonds, doch das ist selten. Uns wird bewusst, dass wir die Praxis, die wir in den entwickelten Ländern gewohnt sind, überdenken ­müssen und nur jene Zusatzuntersuchungen durchführen, die sich auch auf Diagnose und Therapie auswirken. Wir lernen, uns im Laufe des Clinical-Reasoning-Prozesses mehr auf die Anamnese, die Klinik und unsere Erfahrung zu konzentrieren. Das ist ein wirklich bereicherndes Erlebnis.
Wie sahen die Arbeitsbedingungen aus?
Der Arbeitstag dauert etwas kürzer und endet nachmittags. Dagegen hatte ich pro Woche einen bis zwei Bereitschaftsdienste, bei denen ich während der Nacht zwischen zwei normalen Arbeitstagen am ­Arbeitsplatz verfügbar sein musste. Ausserdem existiert in den islamisch geprägten Staaten das Konzept Wochenende nicht. Der Freitag ist hingegen der Tag des Gebets und darum arbeitsfrei. Für nicht-Moslems ist deshalb die Arbeit freitags angenehmer. Ich habe dort auch andere Ärztinnen und Ärzte getroffen, die meisten wohnten so wie ich in einer vom Spital zur Verfügung gestellten Unterkunft, weshalb man leicht Kontakte knüpfen konnte.
Was hat Dich am meisten beeindruckt?
Die Offenheit und Gastfreundlichkeit der bengalischen Bevölkerung wird mir für immer in Erinnerung bleiben. Die Dankbarkeit mancher Patienten verleiht dieser beruflichen Erfahrung im Ausland einen grossen Sinn.
Kannst Du den Kolleginnen und Kollegen, die eine ähnliche Reise vorhaben, einen Rat geben?
Bevor ich nach Bangladesch gereist bin, hatte ich bereits mehrere Jahre Erfahrung als Arzt in der Schweiz gesammelt, und dadurch konnte ich vor Ort mit grösserer Unabhängigkeit tätig sein. Ein Auslandsaufenthalt ist eine Erfahrung, die ich jeder und jedem empfehle; die wenigen Schwierigkeiten, denen man auf einer derartigen Reise begegnet, werden rasch durch die bereichernden Begegnungen und die sich öffnenden Horizonte kompensiert. Man ist erstaunt, wozu man mit derart wenigen Mitteln fähig ist!

2. Herbstkongress der SGAIM 2018

Ausserdem möchten wir an den 2. Herbstkongress der Schweizerischen Gesellschaft für Allgemeine Innere Medizin erinnern! Er findet am Donnerstag, den 20. September und am Freitag, den 21. September in Montreux (Music & Convention Centre) statt.

Vorbereitung auf die Facharztprüfung Allgemeine Innere Medizin

Die Facharztprüfungen Allgemeine Innere Medizin sind für ­November vorgesehen. Für diese Prüfung bieten das CHUV ­Lausanne und die HUG Genf (https://www.chuv.ch/fr/medecine-interne/mia-home/formation/cours-de-preparation-a-lexamen-de-specialiste/) sowie Zürich (www.zaim-medikurs.ch) einen Vorbereitungskurs an. Als Mitglied der Swiss Young Internists und somit der SGAIM erhältst du für diese Vorbereitung eine Ermässigung von 50% (das heisst von 75 CHF)!

Swiss Young Internists Day

Im Rahmen des SGAIM-Kongresses in Basel wurde mit grossem Erfolg ein weiterer (bereits der fünfte) Swiss Young Internists Day veranstaltet. Wir freuen uns, dass wir dabei herausragende Vortragende begrüssen durften:
– Prof. Stefano Bassetti (Basel) mit seinem einzigartigen Vortrag «Quo vadis Internal medicine?», in dem er einen Überblick über die Zukunftsaussichten unserer Fachrichtung sowie Empfehlungen und Vorschläge für den Aufbau der internistischen Karriere gab.
– Dr. med. Matteo Monti (Lausanne), der in einem hervorragenden Referat darlegte, wie man seine internistische Laufbahn und seinen Alltag strukturieren kann. Ausgezeichnete Tipps zur medizinischen Ausbildung und zu ihrer Umsetzung im klinischen Alltag!
– Dr. med. Matthias von Rotz (Basel) referierte über Medizin unter Bedingungen, die von begrenzten Ressourcen geprägt sind, ausgehend von seinen Erfahrungen als Internist in Bangladesch. Wir erfuhren viel über die Optimierung von Prozessen, die Anpassung an limitierte Bedingungen sowie die praktische Anwendung der Prinzipien «choosing wisely» und «smart medicine».
– Dr. med. Eliska Potlukova (Basel) beeindruckte mit ihrem Vortrag mit dem rätselhaften Titel «Being Dr. House in internal medicine». In dem brillanten Referat präsentierte sie einen hervorragenden Leitfaden zu den Themen Differenzialdiagnose und strategisches «Clinical Reasoning» in der Inneren Medizin.
– Prof. Angèle Gayet-Ageron (Genf) hielt einen Vortrag über ein aktuelles Thema, nämlich die Feminisierung der Medizin. Sie schilderte diverse Optionen, die den Ärztinnen offenstehen, um ihre akademische und klinische Karriere in der Inneren Medizin zu fördern und grosses Ansehen und führende Positionen zu erreichen.
Wir danken allen Teilnehmenden für ihr Kommen! Ihre positiven Rückmeldungen schätzen wir sehr, und wir versprechen, den «SYI Day» auch in Zukunft dynamisch und interessant zu gestalten. Danke an alle, die mit uns dabei waren, und bis zum nächsten Jahr in Basel!
Ewelina Biskup
Ewelina Biskup und Pascale Vogt, Vorstand SYI.
Dr. med. David Eidenbenz
Swiss Young Internists
Hôpital Riviera-Chablais (HRC) - Monthey
Route de morgins
CH-1870 Monthey
daveiden7[at]gmail.com