Das Rezept für eine gesunde Schweiz!
Investieren Sie in Generalistinnen und Generalisten

Das Rezept für eine gesunde Schweiz!

Editorial
Ausgabe
2018/16
DOI:
https://doi.org/10.4414/phc-d.2018.01817
Prim Hosp Care Allg Inn Med. 2018;18(16):275

Affiliations
Präsident mfe

Publiziert am 29.08.2018

Die Finanzwelt lebt von der Rendite, lebt vom «return on investment», je mehr ich für meinen investierten Franken erhalte, desto höher der Wert einer Investition. Wenn jemand das geschickt macht, kann er einiges an Geld verdienen. Auch der Staat sollte sich jeweils überlegen, wo er investiert, er ist seinen Steuerzahlern gegenüber verpflichtet, diese Gelder möglichst sinnvoll zu verwenden. Aber was sind denn «sinnvolle Investitionen»?
Die Kantone modernisieren zurzeit ihre Spitäler. Das kostet grosse Summen ... Im Osten wirft der Kanton St. Gallen 930 Millionen Franken für Renovationen und Neubauten auf, im Westen investiert der Kanton Genf 460 Millionen in Spitalbauten. Auch die Stadt Zürich hat sich ein wunderbares neues Spital geleistet. Das neue Triemli hat ein deutlich grösseres Volumen wie der Prime Tower beim Hauptbahnhof und schreibt jedes Jahr Millionendefizite.
Angesicht der Milliarden, welche zurzeit für die 
Modernisierung der Spitäler ausgegeben werden, stellt sich die berechtigte Frage: Wird hier am richtigen Ort investiert? Braucht es diese Kapazitäten in Zukunft überhaupt noch? Und leisten solche Investitionen nicht eher einer medizinischen Überversorgung 
Vorschub? Denn in den letzten Jahren hat sich gezeigt: Es werden die organisatorisch einfachen, aber zu gut 
bezahlten technischen Sparten gepusht, mit dem 
Resultat, dass wir bei einigen Fachspezialisten wie 
Wirbelsäulenoperateuren und Kardiologen ein Überangebot haben. Die Folge? Das Geld wird am falschen Ort verbraucht und steht nicht dort zur Verfügung, wo es benötigt wird.
Wollen Sie in etwas Nachhaltiges investieren? Wir hätten da einen Tipp, den Sie auch weitersagen dürfen: Investieren Sie in Generalistinnen und Generalisten! Warum wir so überzeugt sind, dass dieser Tipp zieht? Weil wir es täglich erleben, und weil es sogar wissenschaftlich bewiesen ist. Der Generalist, der den Überblick hat, der die Komplexität des von ihm betreuten Patienten entsprechend einschätzen, beurteilen und einbeziehen kann, wird zusammen mit diesem Patienten in ­einem gemeinsam erarbeiteten Prozess die richtige ­Lösung finden. Was heisst «richtig»? Das heisst, dass Patient und Ärztin beide hinter dem eingeschlagenen Weg stehen, und die Ressourcen dadurch gezielt eingesetzt werden können. Das ist das Rezept gegen die Überversorgung.
Die OECD-Untersuchungen haben immer wieder gezeigt, dass hausarztbasierte Gesundheitssysteme, in denen eben Generalisten an der Basis arbeiten, kostengünstiger und qualitativ hochstehender sind. Ob es um die Betreuung von Diabetikern, von Herzerkrankten oder um die Behandlung akuter Gesundheits­probleme geht: Die hausärztliche Praxis ist in der Lage, alle diese Probleme zu meistern. Zum einen ist die Vielfalt der sich uns stellenden Probleme eindrücklich, zum anderen die Anzahl. Und am beeindruckendsten ist sicher, dass nur 5,7% der in der Praxis vorgestellten Gesundheitsprobleme weitergewiesen werden müssen. Oder anders gesagt: 94,3% der Probleme, die sich in der Hausarztpraxis präsentieren, werden von der Hausärztin selbständig, selbstverantwortlich und abschliessend behandelt. Und das kostengünstig und mit hoher Qualität.
Das Problem der Fehlversorgung wie auch das Thema der Häufigkeit, in der Hausärzte Probleme lösen, hat mfe in zwei Filmen dargestellt. Etwas überspitzt, mit einem Schmunzeln, präsentieren wir Politik und 
Bevölkerung die einzig richtige Lösung, wenn sie das Gesundheitswesen der Schweiz weiter auf diesem hohen Niveau halten möchten: Investiert in Hausärzte, in Generalistinnen! Das Rezept für eine gesunde Schweiz!
Sandra Hügli-Jost
Kommunikationsbeauftragte mfe Haus- und ­Kinderärzte Schweiz
Geschäftsstelle
Effingerstrasse 2
CH-3011 Bern
sandra.huegli[at]hausaerzteschweiz.ch