Ärztinnen und Ärzte sind auch Wissens-«Dolmetscher»
Tag der Kranken 2019

Ärztinnen und Ärzte sind auch Wissens-«Dolmetscher»

Aktuelles
Ausgabe
2019/03
DOI:
https://doi.org/10.4414/phc-d.2019.10041
Prim Hosp Care Allg Inn Med. 2019;19(03):67-68

Affiliations
Kommunikationsbeauftragte mfe, Haus- und Kinderärzte Schweiz

Publiziert am 06.03.2019

Der «Tag der Kranken» hat seinen festen Platz im Jahreskalender der Schweiz. Tausende beteiligen sich am 3. März 2019 mit Konzerten sowie mit Besuchs- und Geschenkaktionen in Spitälern und Heimen. Ziel ist es, Gesunde und Kranke zusammenzubringen und der Vereinsamung kranker Menschen entgegenzuwirken. Das Motto in diesem Jahr heisst «Wissen macht uns stark». Wissen zu haben und es anzuwenden ist wichtig, um eine Krankheit zu bewältigen oder damit umzugehen. Doch wie viel Wissen braucht es, von wem und zu welchem Zeitpunkt?

Medizinische Fachpersonen geniessen ein hohes Vertrauen und sind oft erste Anlaufstelle bei gesundheit­lichen Fragen. Im Spital- und Klinik-Barometer vertrauen 92% der Befragten den Empfehlungen der Ärztinnen und Ärzte. Nicht immer werden auf Anhieb alle Informationen aber richtig verstanden. Es wäre deshalb gut, wenn Fachleute auch weitere Quellen wie Selbsthilfeorganisationen, Gesundheitsligen, Websites oder Blogs vermitteln und aufzeigen, wo man Wissen holen kann.
Die Ärztinnen und Ärzte müssen sich der Wichtigkeit ihrer Kommunikation stets bewusst sein. Keine Fragen der Patientinnen und Patienten heisst nicht zwingend, dass sie alles verstanden haben, der Arzt also seinen Informations- und Erklärungsjob gut gemacht hat. Manchmal traut sich das Gegenüber einfach nicht, Fragen zu stellen oder hat das Gefühl, dass die Fachperson keine Zeit hat. Es ist wichtig, dass Fachpersonen regelmässig nachfragen, ob wirklich alles verständlich ist. Oft ist es auch hilfreich, die Patienten gerade bei ­komplexen Situationen mehrmals zu sehen. Haus- und Kinderärzte haben in der Wissensvermittlung eine speziell hohe Verantwortung, sind sie als langjährige Vertrauenspersonen doch oft so etwas wie eine Informationsdrehscheibe, sprachliche «Dolmetscher», fachliche «Übersetzer» und persönliche Berater in einem. Dies beinhaltet nicht selten auch eine Ergänzung, ­Korrektur oder richtige Einordnung von Wissen, das Patienten bei «Dr. Google» gefunden haben.

Gehört und gelesen heisst nicht unbedingt verstanden

Es ist erwiesen, dass Betroffene aus Gesprächen mit Ärztinnen und Ärzten nur 40 bis 45% der Informationen erfassen können. Deshalb braucht es weitere ­Angebote und Informationsquellen, und auch die ­Angehörigen müssen Wissen erhalten.Gesundheits­informationen sollen klar, einfach, verlässlich und ­verständlich sein und die Menschen da abholen, wo sie gerade stehen. Zudem sollte der Zugang niederschwellig sein, das heisst, es sollte einfach sein, an Wissen zu gelangen – auch für Personen mit Migrationshintergrund und geringen Kenntnissen der Landessprachen. Oft sind andere Betroffene und ihre Angehörigen glaubwürdige und hilfreiche Informationsvermittler. Schätzungen zufolge sucht heute jeder fünfte Patient in Online-Gruppen nach Unterstützung.

80 Jahre «Tag der Kranken»

Der «Tag der Kranken» ist ein gemeinnütziger Verein, der 1939 gegründet wurde. Mitglieder des Vereins sind sowohl Patienten­organisationen als auch Gesundheitsligen, Fachverbände wie mfe Haus- und Kinderärzte Schweiz, die Schweizerische Konferenz der kantonalen Gesundheitsdirektorinnen und -direktoren (GDK) und andere im Gesundheitswesen tätige Vereinigungen und Verbände.
Der «Tag der Kranken» sensibilisiert die Bevölkerung einmal pro Jahr zu einem besonderen Thema aus dem Bereich Gesundheit und Krankheit. Er will dazu beitragen, Beziehungen zwischen Kranken und Gesunden zu fördern, Verständnis für die Bedürfnisse der Kranken zu schaffen und an die Pflichten der Gesunden gegenüber kranken Menschen zu erinnern. Zudem setzt er sich für die Anerkennung der Tätigkeiten all jener ein, die sich beruflich und privat für Patientinnen und Patienten sowie für Kranke engagieren. Der Verein finanziert sich über Mitgliederbeiträge und Spenden. www.tagderkranken.ch
Spendenkonto: PC 89-187572-0
Sandra Hügli-Jost 
Kommunikations­beauftragte mfe Haus- und Kinderärzte Schweiz
Geschäftsstelle
Effingerstrasse 2
CH-3011 Bern
Sandra.Huegli[at]hausaerzteschweiz.ch