Eine wichtige «peer group» für die leitenden Ärztinnen und Ärzte in der AIM
Interview mit Thomas Brack, neuer Präsident der ICKS

Eine wichtige «peer group» für die leitenden Ärztinnen und Ärzte in der AIM

Aktuelles
Ausgabe
2019/03
DOI:
https://doi.org/10.4414/phc-d.2019.10045
Prim Hosp Care Allg Inn Med. 2019;19(03):64-66

Affiliations
Bereichsleiter Administration und Kommunikation der SGAIM

Publiziert am 06.03.2019

Anfang Jahr hat Thomas Brack, Chefarzt am Kantonsspital Glarus, sein Amt als Präsident der Schweizerischen Gesellschaft internistischer Chef- und Kaderärzte (ICKS) angetreten. In diesem Interview erklärt er, warum es diese Interessenvertretung im Fachbereich braucht, und welche wichtige Rolle die ICKS-Mitglieder innerhalb der Spitäler und der Allgemeinen Inneren Medizin (AIM) wahrnehmen.

Die ICKS organisiert innerhalb der AIM die Chef- und Kaderärztinnen und -ärzte. Warum braucht es eine solche Vereinigung, und welche Rolle möchte die ICKS im Fachbereich übernehmen?
Thomas Brack: Die ICKS versteht sich zuerst als Vertreterin der Interessen der im Spital tätigen Allgemein­internistinnen und -internisten innerhalb der Fachgesellschaft der SGAIM. Die SGAIM-Familie ist ja seit der Fusion vor drei Jahren grösser und vielfältiger geworden. Es braucht deshalb eine Stimme, die auch die ­Anliegen derjenigen in der SGAIM zum Klingen bringt, die stationär tätig sind. Andererseits ist es wichtig, dass die AIM sich gerade auch in den Spitälern gegenüber den Spezialitäten positionieren kann. Die ICKS hat also eine doppelte Rolle innerhalb der SGAIM und im gesamten medizinischen Gesundheitssystem der Schweiz.
Die ICKS möchte ganz bewusst die Kader- und Chefärztinnen und -ärzte – also die Leute in leitenden Funktionen – als Mitglieder gewinnen. Warum ist diese Gruppe für die ICKS so wichtig?
Diese Personengruppe ist vor allem für die AIM wichtig. Denn einerseits betreuen die Kaderärzt/-innen den medizinischen Nachwuchs und bilden die angehenden Allgemeininternistinnen und -internisten in den Weiterbildungsstätten aus. Sie prägen damit die zukünftige Entwicklung des Fachbereichs und sind dadurch eine entscheidende Schaltstelle. Die ICKS setzt sich ­dafür ein, dass die Anliegen und Bedürfnisse der Personen, die diese wichtige Rolle übernehmen, gehört und in die Gremien der Fachgesellschaft kompetent eingebracht werden.
Andererseits gibt es in der Spitalmedizin eine Entwicklung hin zu einer zunehmenden Spezialisierung. Hier sind die Vertreter/-innen der AIM so etwas wie Dinosaurier, die aber im Gegensatz zu den Sauriern nicht aussterben, sondern durchaus eine interessante Zukunftsperspektive haben. Denn die AIM behält immer den ganzen Menschen im Auge und betreut ihn umfassend. Sie kann sich nicht auf die Behandlung einzelner Organsysteme beschränken. In die Spitäler kommt nun eine wachsende Zahl von Patient/-innen, die mehrere Krankheiten haben und die nicht nur aufgrund ­einer einzelnen Diagnose spezifisch behandelt werden können. Es braucht also eine umfassende Sicht und eine Behandlung, die verschiedene Aspekte einbezieht. Die ICKS macht sich dafür stark, dass innerhalb der Spitalorganisation die Bedeutung und Rolle der ­Kaderärztinnen und -ärzte der AIM besser und richtig wahrgenommen wird.
Die ICKS versteht sich als fester Bestandteil der SGAIM. Wie ist das Verhältnis zur Fachgesellschaft?
Wir haben ein sehr gutes und konstruktives Verhältnis zur SGAIM und verstehen uns als eines der verschiedenen SGAIM-Kinder. Und ich hoffe, dass dies so bleibt oder gar noch besser wird. Denn seit Anfang Jahr sitzt mit Christoph Knoblauch ein Vertreter der ICKS im Vorstand der SGAIM. Christoph Knoblauch ist auch langjähriges Mitglied des ICKS-Vorstandes, was den Austausch zwischen diesen Gremien sicher vereinfacht.
Was ist der konkrete Nutzen einer Mitgliedschaft bei der ICKS?
Wie ich schon gesagt habe, ist die ICKS in erster Linie eine Interessensvertretung der Kader- und Chefärzt/-innen, welche die allgemeininternistischen Abteilungen an den Spitälern führen. Zudem ist die ICKS eine Plattform, um gemeinsame und spezifische Anliegen zu diskutieren und zu formulieren. Dann möchten wir unseren Mitgliedern aber auch die Gelegenheit geben, sich gezielt im Gebiet der Entwicklung der AIM im ­Spitalumfeld weiterzubilden. Dazu gehören sicher alle Themen, welche die Aus- und Weiterbildung des Nachwuchses betreffen, aber auch die Weiterbildung von uns als Lehrern im Sinne von «teach the teacher», und die Auseinandersetzung mit den Management- und Führungsaufgaben.
Die ICKS ist gerade auch in den kleineren regionalen Spitälern gut verankert. Was kann die ICKS ihren Mitgliedern in diesen Spitälern bieten?
Der Austausch und die Vernetzung innerhalb der ICKS ist sicher hilfreich in einer Situation, wo an die Kaderärztinnen und -ärzte in den Spitälern immer grössere organisatorische und betriebswirtschaftliche Ansprüche gestellt werden. Wir brauchen auch hier gemeinsame Positionen und Ideen, wie wir dem wirtschaft­lichen Druck begegnen sollen und können. Wichtig ist mir zudem, dass wir als Chefärztinnen und Chefärzte nicht nur noch Managementaufgaben übernehmen müssen, sondern nach wie vor auch ärztlich tätig sein können, wofür wir ja ursprünglich unseren Beruf gewählt und gelernt haben.
Ausserdem sind nicht alle, die in den leitenden Funktionen tätig sind, bereits als Chefs auf die Welt gekommen. Es ist deshalb wichtig, dass wir uns in einer «peer group» über die Herausforderungen und Erfahrungen der Führungsaufgaben austauschen können. So lernt man miteinander und voneinander.
Die ICKS führt im Rahmen des Frühjahrskongresses der SGAIM ihre Mitgliederversammlung durch und veranstaltet im Herbst jeweils ein Kolloquium. Um was geht es an diesen Veranstaltungen und warum lohnt es sich, diese zu besuchen?
An der Mitgliederversammlung im Frühling diskutieren wir konkrete Themen, wie beispielsweise der neue Schwerpunktitel in der Notfallmedizin oder aktuelle Fragen im Zusammenhang mit den Weiterbildungsprogrammen. Der Vorstand informiert ausserdem über den Stand und die Verhandlungen in den diversen Bereichen, die uns in unseren Aufgaben als Chef- und Kaderärzt/-innen betreffen. So sorgen wir dafür, dass unsere Mitglieder in den verschiedenen Spitälern über den gleichen Wissensstand verfügen. Dann ist ­sicher die Vernetzung wichtig, und dass wir unsere ­politischen Positionen und strategischen Ziele festlegen können.
Gruppenbild anlässlich des letzten Herbstkolloquiums der ICKS in Thun.
Das Herbstkolloquium ist dann wirklich ganz der Fortbildung der Mitglieder gewidmet. Wir besuchen jedes Jahr ein anderes Spital, in dem unsere Mitglieder tätig sind. Dort geben die jeweiligen Kaderärztinnen und -ärzte zu verschiedenen Themen Inputs und zeigen auf, wie sie vor Ort konkrete Probleme lösen. Letztes Jahr waren wir zum Beispiel in Thun und da reichte die Palette der Themen von der Informatik über die Palliativ-Pflege bis zum Austrittsmanagement durch die Pflegefachfrauen. Ich profitiere an diesen Veranstaltungen immer in verschiedener Hinsicht und erhalte viele interessante Ideen mit Lösungen, die bereits erprobt sind und gut funktionieren. Das Herbstkolloquium kann ich nur empfehlen, da es eine einzigartige Fortbildung für Chef- und Kaderärzt/-innen in der AIM ist. 2019 wird übrigens das Kantonspital Baselland in Liestal das Herbstkolloquium ­organisieren. Die Mitglieder werden per Mail über den Anlass informiert werden.

Zur Person

PD Dr. med. Thomas Brack ist Chefarzt der Medizinischen Klinik und Departementsleiter Medizin und Psychiatrie am Kantonsspital Glarus, für das er seit 2006 arbeitet. Zuvor war er am UniversitätsSpital Zürich und an der Loyola University Chicago tätig. Nebst dem Facharzttitel in der AIM trägt Thomas Brack auch den Facharzttitel für Pneumologie und Intensivmedizin.
Seit 2009 engagiert er sich im Vorstand der ICKS (vormals Internistische Chefärztevereinigung CV), zuerst als Sekretär und seit diesem Jahr neu als Präsident.

Wie wird man Mitglied bei der ICKS?

• Leitende Ärztinnen und Ärzte (ab Stufe Oberarzt/-ärztin), die in internistischen Kliniken tätig sind und sich an der Weiterbildung von Allgemein­internist/-innen beteiligen, sind als Mitglieder der ICKS herzlich willkommen
• Der Beitrag an die ICKS beträgt 50 Franken jährlich.
• Gemäss Art. 3 der ICKS-Statuten müssen die Aktivmitglieder zwingend ­ordentliche Mitglieder der SGAIM sein.
• Der Antrag für eine Mitgliedschaft bei der ICKS kann online unter www.icks.ch gestellt werden. Er wird durch den Vorstand geprüft und die Mitgliedschaft wird umgehend aktiviert.
Bruno Schmucki
Kommunikation
SGAIM, Schweizerische Gesellschaft für Allgemeine Innere Medizin
Monbijoustrasse 43
Postfach
CH-3001 Bern
bruno.schmucki[at]sgaim.ch