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Publiziert am 04.03.2020
Die meisten Ansteckungen mit Genitalherpes gehen von Partnern aus, die keine Symptome haben oder die nicht wissen, dass sie Herpes haben. Gute ärztliche Kommunikation und Begleitung sind das A und O eines erfolgreichen Herpes-Managements. Die chronisch suppressive Therapie ist eine wichtige Option für stark betroffene Patient/-innen – durch sie werden Herpesepisoden und Partneransteckungen selten.
Tabelle 1: Klinische Manifestationen von Genitalherpes und Syphilis. | ||
Herpes | Syphilis | |
Inkubationszeit* | 4–7 Tage | 10–90 Tage (durchschnittlich 3 Wochen) bis zur Primärsyphilis |
Wieviele Läsionen sind es? | Meist mehrere Läsionen | Oft nur eine Läsion |
Wie sieht es aus? | Bläschen, die aufplatzen können, zu einem Ulkus werden und dann verkrusten. Oft mit Rötung und Schwellung [16] | Knoten, der ulzerieren kann (Ulcus durum, «harter Schanker»). Meist nicht gerötet |
Lokale Schmerzen | Oft Brennen, Schmerzen und/oder Juckreiz – oft Prickeln bevor Läsionen auftreten | In der Regel schmerzlos |
Demographie | F>M | M>>F, vor allem Männer, die Sex mit Männern haben |
Erreger | HSV-1, HSV-2 | Treponema pallidum |
Therapie | Famiciclovir Valaciclovir per os Aciclovir i.v. | Benzathin-Penicillin als i.m.-Injektion (i.v. Penicillin falls Neurosyphilis) [17]; Doxycyclin bei Penicillin-Allergie |
* Zeit von der sexuellen Ansteckung bis zu klinischen Läsionen. |
Tabelle 2: Praktische Kommunikationshilfe zum Thema Genitalherpes [21]. |
• Genitalherpes ist häufig und kann durch HSV-1 oder HSV-2 verursacht werden. |
• Ungefähr eine von sechs Personen in der Schweiz haben Genitalherpes (aufgrund von HSV-2). |
• Ungefähr 80% der Infektionen werden nicht erkannt, da die Symptome schwach ausgeprägt sind oder ganz fehlen. |
• Mehr als 50% der Personen, die Herpes haben, werden durch eine Person angesteckt, die nicht weiss, dass sie Herpes hat. |
• Bei den meisten «Erst»-Infektionen handelt es sich um eine Reaktivierung einer bereits vorhandenen Infektion – der Ansteckungszeitpunkt ist daher schwierig zu definieren (die Ansteckung könnte auch von einem früheren Partner stammen). |
• Genitalherpes kann durch vaginalen, analen und oralen Sex übertragen werden, nicht zuletzt auch durch Cunnilingus. |
• Wenn Herpesbläschen vorhanden sind, finden Ansteckungen leichter statt, als wenn keine vorhanden sind. |
• Personen mit Genitalherpes können an einigen Tagen pro Monat Viren freisetzen, auch ohne Symptome. |
• Übertragungen von Genitalherpes können auch in treuen Langzeitbeziehungen vorkommen. |
• Die Erstepisode wird abheilen. Wiederkehrende Episoden sind normalerweise weniger stark ausgeprägt. |
• HSV-2 kann häufiger reaktivieren als HSV-1. |
• Es gibt die Möglichkeit einer längerfristigen, täglichen Behandlung: Diese ist oft sehr wirksam, denn sie führt meist zu weitgehender Symptom- und Episodenfreiheit und senkt das Ansteckungsrisiko beträchtlich. |
• Kondome können das Ansteckungsrisiko deutlich senken, aber nicht zu 100%: Haut-zu-Haut-Kontakt sollte vermieden werden, wenn Läsionen sichtbar sind. |
• Genitalherpes führt nicht zu Gebärmutterhalskrebs. |
• Genitalherpes macht nicht unfruchtbar. |
• Frauen mit Genitalherpes können gefahrlos schwanger werden und vaginal gebären. Vorsicht geboten ist besonders bei Neuinfektionen im ersten oder dritten Trimester (Genitalherpes während der Schwangerschaft ist eine Indikation für Kaiserschnitt und vorgeburtlich begonnene antivirale Therapie). Herpes bei Neugeborenen ist ernst zu nehmen, aber selten. |
Tabelle 3: Dosierungsempfehlungen der antiviralen Medikamente*. | |||
Erstepisode ** | Wiederkehrende Episoden | Chronisch suppressive Therapie | |
Valaciclovir | 500 mg–1 g 2×/d × 5–10 Tage | 500 mg 2x/d × 3 Tage oder 1 g 1×/d x 5 Tage | 500 mg 1×/d, bei ungenügender Wirkung auf 1 g/d erhöhen |
Famciclovir | 250 mg 3×/d × 7–10 Tage | 125 mg 2×/d x 5 Tage oder 1 g 2×/d × 2 Dosen oder 500 mg einmalig, gefolgt von 250 mg 2×/d × 2 Tage[1] | 250 mg 2x/d |
* gemäss CDC: https://www.cdc.gov/std/tg2015/default.htm ** hier wird zunächst eine kürzere Therapiedauer verordnet, wobei gegen Ende der Behandlung die Situation neu beurteilt wird. Es empfiehlt sich, die Therapie fortzusetzen, wenn sich weiterhin neue Läsionen bilden, Komplikationen auftreten oder sich die Symptome nicht bessern [28]. |
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