2019 im KHM, in der Welt – und dann?

2019 im KHM, in der Welt – und dann?

Editorial
Ausgabe
2020/03
DOI:
https://doi.org/10.4414/phc-d.2020.10215
Prim Hosp Care Allg Inn Med. 2020;20(03):84

Affiliations
Präsident Kollegium für Hausarztmedizin KHM, Bern

Publiziert am 04.03.2020

Alle Jahre wieder wird die Bilanz des vergangenen ­Geschäftsjahres gezogen und die Aussichten für die Zukunft ausgelotet. Die Übung ist eingespielt, die ­Gepflogenheiten unabänderlich. Als ob immer alles beim Alten bliebe, um uns in Sicherheit zu wiegen und um jeden Preis die Illusion einer bequemen und ewigen Routine aufrechtzuerhalten.
2019 bildete für das KHM keine Ausnahme. Die Stiftung konnte eine neue Präsidentschaft ebenso wie neue Mitglieder im Vorstand begrüssen. Die Integration drei neuer Universitätsinstitute für Hausarztmedizin (Freiburg, Luzern und St. Gallen) ging fliessend vonstatten und zeigt – wenn dies überhaupt noch nötig ist – die ­Vitalität und gestärkte Anerkennung, welche die Hausarztmedizin in der akademischen Welt innehat. Der Vorstand konnte zudem einen neuen Delegierten der SGAIM begrüssen (Dr. med. Donato Tronnolone). Das Beratschlagen fällt mit einem solchen Team leicht. Der Austausch ist herzlich und konstruktiv, und die Entscheidungen werden fast immer übereinstimmend gefällt. Damit die Hausärztinnen, Pädiater, Allgemeinmedizinerinnen und Internisten, Fachleute aus der Praxis und von den Universitäten aus der ganzen Schweiz interagieren können, ist eine Plattform wie das KHM notwendig und sinnvoll.
Neben den üblichen Weiterbildungsangeboten, wie den zwei jährlichen Kongressen in Luzern und Lausanne, die ihren festen Platz im Kalender der medizinischen Branche haben, bietet das KHM mit Erfolg seine verschiedenen Kurse für das Praxislabor, das dosis­intensive Röntgen oder die Entwicklungspädiatrie an. Die Förderung der Forschung in der medizinischen Grundversorgung wurde durch die Einführung von Starthilfegeldern gestärkt. Diese wurden sehr gut ­angenommen, und die ersten vier Projekte konnten ausgezeichnet werden. Das KHM setzt sich weiterhin auch im Bereich Prävention ein, insbesondere mit dem Grippeimpftag, den verschiedenen Stellungnahmen ­sowie der Integration des Moduls Gesundheitscoaching in das umfangreiche nationale Programm PEPra (Prävention mit Evidenz in der Praxis) unter der Regie der Verbindung der Schweizer Ärztinnen und Ärzte FMH.
2019 war für das KHM auch ein Jubiläumsjahr, und das 25-jährige Bestehen wurde entsprechend gefeiert. Es wird als ein sehr buntes Jahr in die jüngere Geschichte eingehen.
Vom Grün unseres im Oktober neu aufgestellten Bundesparlaments und der zahlreichen Demonstrationen für den Klimaschutz, zum Rot der Brände aufgrund von Hitzewellen, über das Gelb der Gelbwestenbewegung oder das unendliche Schwarz des Malers Pierre Soulages, der sein Hundertjähriges gefeiert hatte – die Palette ist reich und voller Kontraste. Sie spiegelt einen brodelnden Planeten im Umbruch.
Welche Perspektiven haben wir? Ist derjenige, der diese Frage mit Gewissheit beantworten kann, gut beraten oder aber ahnungslos? Diese Welt wird immer komplexer, sie ist voller Unsicherheit und oftmals verwirrend. Die Medizin leidet bereits zur Genüge unter der Vervielfältigung der Spezialisten («-ologen»), und jetzt tauchen auch noch die Kollapsologen auf, die sich als ­Experten des Untergangs der Menschheit ausgeben. Ihre immer lauter werdenden Stimmen schmerzen ­unsere Ohren, die lieber harmonischen Klängen lauschen als diesen schrillen Kakophonien. Soll man ­ihnen glauben? Gibt es noch Hoffnung? Sollen wir uns an die ­Ungewissheit der Zukunft klammern mit der Überzeugung, dass sie zu dem wird, was wir daraus machen? Die Bedingung dafür ist, dass wir alle unsere Aufgaben erledigen. Und wir Ärztinnen und Ärzte? Werden wir endlich Führungsstärke zeigen?
Möge 2020 trotz allem ein ausgeglichenes Jahr werden! Es gibt noch so viele schöne Dinge zu tun – in der Medizin und auf dieser Erde. Und wenn man über alles ­reden oder sich in respektvollen und einvernehm­lichen Teams austauschen kann, wie es mit all den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des KHM der Fall ist, dann wird die Arbeit zum Vergnügen und die Zukunft erhält einen Sinn. Es sei Ihnen 2020-mal gedankt!
Dr. med. François Héritier
Präsident
c/o Kollegium für Hausarzt­medizin KHM
Rue de l’Hôpital 15
Postfach 1552
CH-1701 Freiburg
Francois.Heritier[at]unisante.ch