Die Sieger stehen fest!

Forschungspreis und «Early Career Prize» KHM 2021

Aktuelles
Ausgabe
2021/04
DOI:
https://doi.org/10.4414/phc-d.2021.10378
Prim Hosp Care Allg Inn Med. 2021;21(04):113

Affiliations
Leiter Kommunikation KHM

Publiziert am 30.03.2021

Auch im Jahr 2021 hat das Kollegium für Hausarztmedizin wieder zwei herausragende Forschungsarbeiten in der medizinischen Grundversorgung mit dem Forschungspreis bzw. dem «Early Career Prize» aus­gezeichnet.

Auch im Jahr 2021 hat das Kollegium für Hausarztmedizin wieder zwei herausragende Forschungsarbeiten in der medizinischen Grundversorgung mit dem Forschungspreis bzw. dem «Early Career Prize» aus­gezeichnet. Mit diesen beiden Preisen will das KHM weiterhin die Forschung in der Haus- und Kinderarztmedizin gezielt fördern (ideell und finanziell).
Alle eingereichten Forschungsarbeiten und -protokolle wurden der unabhängigen Forschungspreis-Jury KHM vorgelegt, die diese eingehend studiert, diskutiert und schliesslich die beiden Gewinner anhand von ­gemeinsam festgelegten Beurteilungskriterien auserkoren hat.
Wer die tatsächlichen Gewinner sind, wie die Titel der Arbeiten lauten und worum es in diesen überhaupt geht, soll Ihnen nun im nächsten Abschnitt aufgezeigt werden. Wir wünschen Ihnen weiterhin eine gute Lektüre.

Gewinner Forschungspreis KHM 2021

Titel: «Self-Reported Loss of Smell and Taste in SARS-CoV-2
Patients: Primary Care Data to Guide Future Early Detection
Strategies» de Benoit Tudrej, Paul Sebo, Julie Lourdaux, Clara ­Cuzin, Martin Floquet, Dagmar M. Haller, Hubert Maisonneuve
Zusammenfassung
Zu Beginn der Pandemie unterschieden sich die Krankheitsbilder, die bei Patienten in unseren Praxen beobachtet wurden, von ­denen, die in der Literatur, hauptsächlich aus dem Krankenhausbereich, beschrieben wurden. Um die typische klinische Präsentation in der Hausarztmedizin besser zu definieren, analysierten wir daher zwischen März und Mai 2020 die Krankheitsbilder von mehr als 1500 Patienten, die von ihrem Hausarzt zur RT-PCR in ambulanten Labors überwiesen wurden. Damals, zwischen dem Ende der Influenza-Epidemie und dem Beginn der saisonalen ­allergischen Pathologien, beobachteten wir eine grosse Heterogenität der Krankheitsbilder und Unterschiede nach Alter und ­Geschlecht. Symptome wie Husten oder Fieber wurden häufig ­berichtet, waren aber keineswegs typisch für eine SARS-CoV2-­Infektion. Andererseits gehörte unser Team zu den ersten, die den Zusammenhang zwischen einer SARS-CoV2-Infektion und Anosmie und/oder Agueusie (adjustierte OR=6,3) bei Patienten, die eine Allgemeinpraxis konsultierten, bestätigen konnten.

Gewinner «Early Career Prize» KHM 2021

«Trends and Between-Physician Variation in Laboratory Testing: A Retrospective Longitudinal Study in ­General Practice» von Levy ­Jäger et al.
(«Zeitliche Trends und Variabilität der Laboranalytik in der Hausarztmedizin»)
Abstract
Hintergrund: Labortests gehören zu den am häufigsten eingesetzten diagnostischen Verfahren in der Hausarztmedizin, dennoch sind zeitliche Entwicklungen sowie die Variabilität ihres ­Gebrauchs wenig erforscht. Ziel dieser Studie war daher die Analyse der Verordnungsfrequenzen von Laboranalysen in der Schweizer Hausarztmedizin.
Methoden: In dieser retrospektiven longitudinalen Beobachtungsstudie analysierten wir über 6 Millionen Konsultationen von 574 803 Patientinnen und Patienten sowie 389 Schweizer Hausärztinnen und Hausärzten der FIRE-Datenbank aus den ­Jahren 2009–2018. Wir definierten spezifische Verordnungs­frequenzen auf Ebene einzelner Konsultationen für die 15 am ­häufigsten registrierten Labortests und modellierten deren für Patientenalter und -geschlecht adjustierte zeitliche Trends mittels hierarchischer logistischer Regression. Die Variabilität von Verordnungsfrequenzen auf Hausarzt-Ebene wurde durch die Angabe von Intraklassen-Korrelationen (ICC) für diese 15 Labortests quantifiziert.
Ergebnisse: Neun der 15 untersuchen Labortests zeigten einen ­signifikanten zeitlichen Anstieg über die ­Beobachtungsperiode, am stärksten ausgeprägt für ­­Vitamin D (Zehn-Jahres-Odds-Ratio (OR) 1,87, 95% Kon-fidenzintervall (CI) 1,82–1,92), glykiertes Hämoglobin (Zehn-Jahres-OR 1,87, 95% CI 1,82–1,92) und C-reaktives Protein (Zehn-Jahres-OR 1,55, 95% CI 1,52–1,58). Die höchste Variabilität auf Hausarzt-Ebene wurde für Blutglukose (ICC 0,231), C-reaktives Protein (ICC 0,202) und Vitamin B12 (0,166) ermittelt.
Schlussfolgerung: Die nachgewiesenen zeitlichen Zunahmen und vergleichsweise hohen Variabilitätsmasse zeigen Inkonsistenz ­bezüglich der Verordnung einzelner Labortests in der Hausarztmedizin auf, was insbesondere auf potentiellen Über­gebrauch hinweisen könnte. Unsere Ergebnisse stellen damit eine Grundlage für Initiativen zum besseren Verständnis und schliesslich zur Verringerung unverhältnismässiger Variabilität der Laboranalytik in der Hausarztmedizin dar.
Kollegium für Hausarzt­medizin KHM
Rue de l’Hôpital 15
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