Diagnostic quality and safety

Uncertainty and error in medicine

Aktuelles
Ausgabe
2021/06
DOI:
https://doi.org/10.4414/phc-d.2021.10404
Prim Hosp Care Allg Inn Med. 2021;21(06):181-182

Affiliations
Institute of Medical Education Research Rotterdam (iMERR), Erasmus MC, Rotterdam, Niederlande.

Publiziert am 02.06.2021

Die Komplexität des Diagnoseprozesses und die schwierigen Entscheidungen, die unter Druck getroffen werden müssen, machen den Diagnoseprozess anfällig für Fehler. Die Folgen dieser Fehler können schwerwiegend sein. Was sind die Hauptursachen für Diagnosefehler, und welche Rolle spielt dabei die Unsicherheit? Und vor allem: Welche kognitiven und systemischen Lösungen können eingesetzt werden, um Diagnosefehler zu vermeiden?

Prof. Dr. med. Laura Zwaan ging diesen Fragen am SGAIM-Frühjahrskongress vom 19. bis 21. Mai in einer Keynote Lecture nach. Im Folgenden gibt sie einen Einblick in die Antworten auf die oben genannten Fragen. Teilnehmende können das Referat auf der Kongress-Plattform ganz einfach nachschauen.

Zur Person

Prof. Dr. med. Laura Zwaan, PhD, ist eine Assistenz­­pro­fessorin am Institute of Medical Education ­Research Rotterdam (iMERR) des Erasmus MC in Rotterdam, Niederlande. Frau Zwaan hat einen Hintergrund in kognitiver Psychologie und Epidemiologie und erwarb einen Doktortitel am VU University Medical Center in Amsterdam. Prof. Dr. med. Zwaan ist fasziniert davon, wie Kliniker komplexe Entscheidungen unter Unsicherheit treffen. Ihre Forschung konzentriert sich auf den klinischen Argumentationsprozess und die kognitiven Ursachen von Diagnosefehlern. Frau Zwaan erhielt mehrere Stipendien und Auszeichnungen für ihre Forschung, darunter das prestigeträchtige persönliche VENI-Stipendium der Niederländischen Wissenschaftsorganisation.

Die Komplexität des diagnostischen Prozesses

Diagnosefehler haben im Bereich der Patientensicherheit wenig Beachtung gefunden, obwohl sie für einen Grossteil der vermeidbaren Schäden, die Patientinnen und Patienten im Gesundheitswesen erleiden, verantwortlich sind. Einer der Gründe dafür sind die Komplexität des diagnostischen Prozesses und die Herausforderungen bei der Messung diagnostischer Fehler. Der diagnostische Prozess ist ein sich entwickelnder Prozess; Krankheiten manifestieren sich oft im Laufe der Zeit. Ausserdem müssen Kliniker das Risiko einer Unterdiagnose (Übersehen einer Krankheit) und einer Überdiagnose (Diagnose einer Krankheit, die niemals Symptome verursachen würde) abwägen und dabei die Wahrscheinlichkeit und den Schweregrad einer Krankheit berücksichtigen. Letztendlich sind diagnostische Entscheidungen aber dies: Entscheidungen unter Unsicherheit.

Entscheidungsfindung unter Unsicherheit

Entscheidungen unter Unsicherheit sind die schwierigste Art von Entscheidungen, weil wir nicht alle möglichen Ergebnisse und ihre jeweiligen Wahrscheinlichkeiten kennen. Während des diagnostischen Prozesses versuchen Ärztinnen und Ärzte, die Unsicherheit zu reduzieren, indem sie während der Anamneseerhebung, der körperlichen Untersuchung und der diagnostischen Tests Informationen einholen, um zu einer angemessenen Diagnose und einem Behandlungsplan zu kommen. Dennoch bleibt die Unsicherheit bestehen und die Ärztin oder der Arzt muss mit dem Risiko umgehen, eine Diagnose zu übersehen oder unnötige Tests durchzuführen.

Diagnostische Fehler

Wenn ein Diagnosefehler auftritt, wird oft angenommen, dass sowohl systemische als auch kognitive Faktoren eine Rolle spielen. Der allgemeine Konsens ist jedoch, dass kognitive Faktoren die häufigsten sind. Konkret führen Fehler im Denkprozess oder mangelndes Wissen dazu, dass nicht zwischen zwei ähnlichen Krankheitsbildern unterschieden werden kann. Mögliche Lösungen umfassen systematischeres Feedback und Training zur Unterscheidung zwischen ähnlichen Krankheiten.

Save the date: 5. SGAIM-Herbstkongress vom 16. und 17. September 2021 in I­nterlaken

Wir freuen uns, Sie auf den 5. Herbstkongress der SGAIM zum Thema «Medicine on Fire» hinzuweisen, der am 16. und 17. September 2021 in Interlaken stattfinden wird. Die Online-Registrierung ist seit Mitte Mai 2021 unter www.sgaim.ch/hk21 möglich.
SGAIM-Mitglieder profitieren bei der Kongressregistrierung von einer vorteilhaften Teilnahmegebühr. Noch heute Mitglied unter www.sgaim.ch/mitglied werden, um sich zum Vorteilspreis anzumelden.

Session verpasst? Kein Problem dank der «On Demand»-Funktion

Alle Sessions stehen den Teilnehmenden bis zu 30 Tagen nach dem virtuellen 5. Frühjahrskongress der SGAIM auf der Kongress-Plattform zur Verfügung. So können Sie interessante Sessions, die Sie verpasst haben oder besonders relevant für Ihre Tätigkeit sind, ganz einfach nachschauen!
Mehr Informationen unter www.sgaim.ch/fk21
Claudia Schade
Kommunikationsverantwortliche und stellvertretende Generalsekretärin Schweizerische Gesellschaft für Allgemeine Innere ­Medizin (SGAIM)
Monbijoustrasse 43
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claudia.schade[at]sgaim.ch