pädiatrie schweiz und SGAIM

CIRS-Plattform: Weiterführung gesichert

Aktuelles
Ausgabe
2021/07
DOI:
https://doi.org/10.4414/phc-d.2021.10416
Prim Hosp Care Allg Inn Med. 2021;21(07):216-217

Affiliations
a CIRS-Verantwortlicher Praxis SGAIM; b Qualitätsverantwortlicher pädiatrie schweiz

Publiziert am 06.07.2021

pädiatrie schweiz und die Schweizerische Gesellschaft für Allgemeine Innere Medizin (SGAIM) sehen sich aufgrund der Ergebnisse einer Mitgliederumfrage vom März 2021 bestärkt darin, die CIRS-Plattform des Forums für Hausarztmedizin im bisherigen Rahmen fortzuführen. Die Rückmeldungen der Mitglieder waren für die Vorstände wertvoll, um weitere Leitplanken für die Weiterentwicklung zu setzen. pädiatrie schweiz und die SGAIM danken allen Mitgliedern, die sich aktiv an der Umfrage beteiligt haben.

Wieso eine Mitgliederbefragung?

Mit dem Inkrafttreten des neuen Gesetzesartikels zur Stärkung von Qualität und Wirtschaftlichkeit (KVG Art. 58a) bekommt CIRS (Critical Incident Reporting System) ab 2022 voraussichtlich ein noch stärkeres Gewicht. Diese Qualitätsaktivität der SGAIM hat sich in einem Pilotprojekt mit der FMH und den Versicherern zur Qualitätsentwicklung und Qualitätsmessung bewährt.
Seit Sommer 2017 bieten die SGAIM und pädiatrie schweiz ihren ambulant tätigen Mitgliedern eine CIRS-Melde- und Diskussionsseite am Forum für Hausarztmedizin an. Sowohl für pädiatrie schweiz als auch für die SGAIM ist es wichtig, den Mitgliedern ein CIRS anzubieten, das einen optimalen Nutzen für die Praxis bringt. Um im Hinblick auf Fragen über die künftige Ausrichtung des Systems die Bedürfnisse und Meinungen der Mitglieder besser kennenzulernen, haben die beiden Fachgesellschaften im Frühling 2021 eine Mitgliederbefragung durchgeführt, deren Auswertung nun vorliegt.

Wichtigste Resultate der Befragung

Die Rücklaufquote ist mit ca. 20% eher hoch. Bemerkenswert ist, dass die Thematisierung von kritischen Ereignissen im Praxisteam bei 87,4% der Befragten einen festen Platz hat. Etwa die Hälfte der Befragten pflegt auch die CIRS-Sitzung im Qualitätszirkel (QZ) zu besuchen (51,7%). Deutlich weniger, nämlich 4,6% der Befragten, haben schon Fälle ins System eingegeben, aber fast viermal mehr (18,4%) berichten über eine passive Nutzung des Systems, indem Sie die Fälle lesen und auf Optimierungspotential in der eigenen Praxis überprüfen.
Bezüglich der Hinderungsgründe an der CIRS-Teilnahme gibt fast die Hälfte der Befragten an, das CIRS im Forum für Hausarztmedizin nicht zu kennen (44,5%), ein Drittel der Befragten denkt zu wenig daran (37,6%) und knapp einem Viertel erschienen die ­eigenen Fälle zu banal, als dass jemand daraus etwas lernen könnte (23%). 6,9% der Befragten geben an, dass der Zugang zum System kompliziert sei, 11,6%, dass die Eingabe von Fällen zu viel Zeit raube, 3,9%, dass man ­Sicherheitsbedenken habe und 6,6%, dass man keinen Nutzen für den Alltag sehe. 2,3% wollten sich nicht äussern und 13,8% gaben andere Hinderungsgründe an, vor allem, dass man die Fälle ja schon im QZ oder im Netzwerk gebracht habe und sich keine doppelte Arbeit machen wolle.
Auf die Frage, was denn zu verbessern sei, damit sich die Antwortenden eher am Meldesystem beteiligen würden, wünschten sich ein Drittel einen ver­einfachten Zugang (35,2%), ein Fünftel (21,7%) die Vergabe von CME-Credits für die Falleingabe, 6,3%, eine verbesserte Datensicherheit, 1,8% die Verbesserung der Moderatorenkommentare, 2,8%, die Übersetzung der Fälle auf Deutsch resp. auf Französisch, 23,2% gaben keine Antwort, 5,7% meinten, sie würden ohnehin auch in Zukunft das System nicht benutzen, während 24,3% mit dem System, so wie es ist, zufrieden waren und es auch in Zukunft benutzen wollten; 15,3% gaben andere Verbesserungsvorschläge ab, meist, dass man den Austausch der Systeme von Grosspraxen und Netzwerken mit unserem CIRS verbessern solle, um die mehrfache Eingabe von ein und demselben Ereignis zu vermeiden.
Hinsichtlich der Frage, ob das CIRS am Forum für Hausarztmedizin am rechten Platz sei oder ob ein eigenes System vorzuziehen sei, waren die Meinungen etwa dreigeteilt: ein Drittel wünscht sich eine eigene Plattform, ein Drittel das Weiterbestehen des aktuellen Systems und ein Drittel hat keine Meinung. Zwei Drittel der Antwortenden wünschen sich ein interdisziplinäres Meldegefäss, an dem auch andere Gesundheitsberufe als Haus- und Kinderärztinnen und -ärzte teilhaben können.
Zu den CIRS-Flashes im Primary and Hospital Care (PHC) meinten 41,6%, dass man diese schätze und regel­mässig lese, 40,6%, dass man sie gut finde, aber nicht ­regelmässig lesen würde, 4,9%, dass man daran nicht ­interessiert sei; 13,0% äusserten sich nicht.

Forum für Hausarztmedizin – Das anonyme CIRS-Melde­system für kritische Zwischenfälle in der ärztlichen Praxis

Seit 2017 steht das anonyme Melde- und Diskussionssystem auf der Plattform des Forums für Hausarztmedizin (www.forum-hausarztmedizin.ch) allen Ärztinnen und Ärzten zur Verfügung. Um die Sicherheit zu gewährleisten, ist nach einer Registrierung das CIRS-Unterforum in einem geschützten Bereich verfügbar. 
Alle Interessierten und insbesondere Moderatorinnen und Moderatoren von Qualitätszirkeln sind eingeladen, regelmässig exemplarische Fälle ins System einzugeben, damit das CIRS auch für Lernprozesse und zur Qualitätsentwicklung breit genutzt werden kann.

So geht es weiter

Die Vorstände von pädiatrie schweiz und der SGAIM haben aufgrund der Ergebnisse der Mitgliederbefragung entschieden, die CIRS-Plattform im Rahmen des Forums für Hausarztmedizin weiterzuführen, weil der Nutzen für die Praxis gegeben erscheint. Sie verzichten darauf, eine eigenständige CIRS-Plattform ins Leben zu rufen, weil diese unverhältnismässig hohe Kosten ohne zusätzlichen Nutzen mit sich ziehen würde. Die CIRS-Seite soll vorerst aber nicht für andere Berufe geöffnet werden. Hintergrund für diesen Entscheid ist, dass der rechtliche Rahmen bezüglich möglicher Rückfragen seitens der Justiz aktuell unklar ist. Eine entsprechende Motion zum verbesserten Schutz der Lernsysteme zur Vermeidung von Fehlern ist im Parlament in Erarbeitung, sie betrifft zwar die Spitäler, hat aber auch für die Praxis Konsequenzen [1]. Sinnvoll ist es jedoch, die CIRS-Fälle im Praxisteam zu besprechen. Die Moderatorinnen und Moderatoren werden jeweils bei den Meldenden anfragen, ob eine Weitergabe des Falles an «Jeder Fehler Zählt» (JFZ) des Instituts für Allgemeinmedizin der Goethe-Universität Frankfurt am Main gestattet ist. Auch werden sie weiterhin den Austausch mit der Patientensicherheit Schweiz pflegen, wo über die Berufsgruppe hinaus wichtige Fehlerquellen diskutiert werden können.
pädiatrie schweiz und die SGAIM möchten auf ein juristisches oder informatisches Gutachten zur Sicherheit des Meldesystems verzichten, weil der Nutzen eines solchen zu wenig klar scheint und die Kosten sehr hoch wären. Die CIRS-Flashes im Primary and Hospital Care werden wie bis anhin professionell ins Franzö­sische bzw. Deutsche übersetzt. Die Meldungen im CIRS jedoch werden wie bisher mit einer einfachen «Google»-Übersetzung ergänzt. Beide Fachgesellschaften verzichten darauf, Fortbildungscredits für CIRS-Meldungen zu vergeben. Eine direkte Einbindung von Meldungen aus den ärztlichen Netzwerken wäre sehr willkommen, damit keine Doppelmeldungen ­gemacht werden müssen.
Einen unmittelbaren Erfolg hat die Umfrage auf alle Fälle gehabt: Es haben sich nach dem Ausfüllen der Umfrage über hundert Personen am Forum für Hausarztmedizin registriert. Damit ist die Benutzerzahl auf 1222 (16.06.2021) angestiegen, was etwa einem Achtel aller infrage kommenden Kolleginnen und Kollegen entspricht. Es bleibt zu hoffen, dass möglichst viele der registrierten Benutzerinnen und Benutzer hie und da einen ihrer CIRS-Fälle auf der CIRS-Plattform des ­Forums für Hausarztmedizin eingeben und damit möglichst viele aus den kritischen Zwischenfällen lernen können.

CIRS-Flash im Primary and Hospital Care

SGAIM und pädiatrie schweiz publizieren im PHC jeweils besonders relevante CIRS-Meldungen. Sie finden diese im Archiv unter https://primary-hospital-care.ch/archiv. Geben Sie in der Volltext-Suche «CIRS-Flash» ein.
Claudia Baeriswyl
Generalsekretärin
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