«Ungefähr 4 120 000 Ergebnisse in 0,47 Sekunden»

Das Critical Incident Reporting System CIRS

Aktuelles
Ausgabe
2022/12
DOI:
https://doi.org/10.4414/phc-d.2022.10639
Prim Hosp Care Allg Inn Med. 2022;22(12):360

Publiziert am 07.12.2022

«Ungefähr 4 120 000 Ergebnisse in 0,47 Sekunden»

CIRS gilt als eines der wichtigsten Instrumente des klinischen Risikomanagements und wurde nun auch rechtlich seit Beginn 2022 mit dem Artikel 58a des KVG [1] verpflichtend für den ambulanten Sektor als Qualitätsmassnahme eingeführt: «Auf anonymer Basis werden Ereignisse, die zu Beinahefehlern oder Fehlern führen, gemeldet und analysiert. Die Fälle werden interdisziplinär diskutiert und Optimierungen definiert. Das CIRS ist ein wichtiges Instrument, um Systemprobleme zu identifizieren und proaktiv zu eliminieren. Zudem fördern die Diskussionen eine aktive und positive Fehlerkultur, die das Auftreten von weiteren Fehlern reduziert [2].» In diesem Zusammenhang fällt häufiger der Begriff der «JUST-Kultur». Die erste Beschreibung geht auf James Reasons Buch aus dem Jahr 1997 zurück, der eine Kultur begrifflich beschreibt, die in einem beruflich organisatorischen Sicherheitsrahmen Vertrauen in ein Meldesystem schafft. In diesem sollten alle sicherheitsrelevanten Unfälle gemeldet werden können, ohne Repression des Meldenden [3]. David Marx führte diesen Begriff dann 2019 in die Medizin ein [4]. Das Konzept hebt hervor, dass Fehler im Wesentlichen strukturelle, prozessbasierte Ursachen haben, wenn man mal Mutwilligkeit aussen vor lässt. Anstatt eine Person zu diffamieren, werden Ursachen gesucht, die zum Fehler führten. In diesem Kontext ist eine systematische Analyse kritischer Ereignisse, wie sie zum Beispiel das London-Protokoll anbietet, sehr wertvoll [5].

Nun steht man als allgemeinpraktische Ärztin oder allgemeinpraktischer Arzt allerdings vor der Frage, wer das alles stemmen soll?

Die Antwort steht im Artikel 58g des KVV [6] mit dem geforderten Nachweis der Qualitätsanforderungen. Es wird unter anderem folgende Frage gestellt: «Sind Sie einem gesamtschweizerisch einheitlichen Netzwerk zur Meldung von unerwünschten Ereignissen angeschlossen?» In der Schweiz existiert bereits ein solches Meldesystem auf der Plattform des Forums für Hausarztmedizin [7]. Das Unterforum mit dem Titel «CIRS» ist im geschützten Bereich platziert, sodass eine persönliche Anmeldung notwendig ist.
Diese kostenlose CIRS-Plattform ist dann der Ort, wo man die kritischen Ereignisse mit den «Peers» bespricht, Anregungen zur Verbesserung erhält und im Austausch steht. Zudem wurde eine Methode entwickelt, um einen Vorfall in einem Qualitätszirkel zu besprechen [8]. Die Ereignisse werden gespeichert und aufbewahrt, sodass man auch noch Monate später Zugriff auf die Diskussionen zu einem Thema erhält. Die Plattform wird von SGAIM, mfe und pädiatrie schweiz getragen und finanziert. Sie ist schweizweit aktiv, was dabei hilft, nicht nur die regionalen Unzulänglichkeiten zu diskutieren, sondern auch interdisziplinäre Fälle und Problemstellungen kennenzulernen.
Lea Muntwyler
Verantwortliche Kommunikation/Marketing
Schweizerische Gesellschaft für Allgemeine Innere Medizin (SGAIM)
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