Tag der Kranken 2023

Gemeinsam die Patientinnen und Patienten unterstützen

Aktuelles
Ausgabe
2023/02
DOI:
https://doi.org/10.4414/phc-d.2023.10659
Prim Hosp Care Allg Inn Med. 2023;23(02):6-7

Affiliations
a Kommunikationsbeauftragte mfe Haus- und Kinderärzte; b Leiterin Geschäftsstelle Tag der Kranken

Publiziert am 08.02.2023

Das Leben mit Krankheiten und Beeinträchtigungen ist mit vielerlei Emotionen verbunden. Die soziale Teilhabe, die Alltagsbewältigung und die facettenreichen Herausforderungen gut zu meistern sowie die diversen Termine für medizinische Belange, aber auch sozialversicherungstechnische Fragen zu ­koordinieren, ist für Betroffene und ihre Familien nicht immer einfach. Viele wünschen sich eine ­Fachperson als Lotse oder Lotsin an ihrer Seite.

«Jede und jeder von uns wird irgendwann in seinem Leben selbst oder durch Angehörige mit einer Krankheit, einem Unfall, einer Beeinträchtigung oder einer Behinderung konfrontiert. Deshalb haben wir uns entschieden, für den Tag der Kranken am 5. März 2023 das Motto “Gemeinsam unterwegs” zu wählen», erklärt die Präsidentin des «Tag der Kranken», Doris Fischer-Taeschler. Gemäss Bundesamt für Statistik sind derzeit rund 2,3 Millionen Menschen aller Altersstufen in der Schweiz von einer chronischen Krankheit betroffen. Sie sind im Alltag auf Unterstützung angewiesen – sei es von Fachpersonen, Familienangehörigen, Freunden oder von Freiwilligenorganisationen. «Gemeinsam unterwegs bedeutet, dass man in schwierigen Situationen zusammensteht, gemeinsam vorwärtsgeht und miteinander nach Lösungen sucht», ergänzt die langjährige Public-Health-Expertin Doris Fischer-Taeschler. Der Verein «Tag der Kranken» hat verschiedene Fachpersonen sowie Betroffene – als Expertinnen und Experten aus Erfahrung – eingeladen, ihre Gedanken zum diesjährigen Motto zu teilen.

Neue Modelle sind gefragt

Ganz oft ist das Gesundheitswesen nicht auf die Bedürfnisse der Menschen ausgerichtet, denen es zugutekommen soll. Ansätze, um dies zu verändern, sind vorhanden und zeigen bereits heute Wirkung. So gibt es beispielsweise Projekte, die bei der Schnittstelle zwischen dem Gesundheits- und Sozialwesen ansetzen und die Zusammenarbeit zwischen den Gesundheitsfachpersonen und der Sozialen Arbeit fördern. Es gilt zudem, die Übergänge besser zu gestalten – wie beispielsweise vom stationären in den ambulanten Bereich oder bei kranken Jugendlichen, wenn es um den Wechsel vom Kinder- zum Hausarzt geht – sowie Übergangsphasen fachlich zu begleiten, etwa bei einer Arbeitsunfähigkeit hin zur Rückkehr an den Arbeitsplatz. Gefordert wird weiter, die Behandlungspfade stärker auf die Patientinnen und Patienten auszurichten. Nachhaltige und ganzheitliche Modelle der Zusammenarbeit im Sinne eines bio-psycho-sozialen Verständnisses von Krankheit und Gesundheit können hierbei Unterstützung bieten. Sie gilt es zu stärken und weiterzuentwickeln. Interprofessionelle Zusammenarbeit entsteht nicht von selbst, es braucht Initiativgeist sowie engagierte Fachpersonen.
Sozialberatung in der Hausarztpraxis.
(Foto: Domenico Sposato für CARITAS beider Basel)

Zusammenarbeit zwischen Gesundheitswesen und Sozialer Arbeit fördern

Wenn jemand längerfristig krank oder beeinträchtigt ist, dann beeinflusst dies über alle Lebensphasen hinweg sämtliche Lebensbereiche wie Freizeit, Mobilität, Sozialleben, Wohnen, Familie und Partnerschaft. «Ich habe die Erfahrung gemacht, dass wichtige Aspekte verloren gehen, wenn man Menschen mit chronischen Erkrankungen nur mit der Gesundheitsbrille betrachtet. Die Soziale Arbeit kann mit ihrem ganzheitlichen Blick auch die psychosozialen Faktoren und deren Einfluss auf die Krankheit und die Lebensqualität erfassen», sagt Hannes Lüthi, Vorstandsmitglied des Schweizerischen Fachverbands Soziale Arbeit im Gesundheitswesen, kurz SAGES. Er ist überzeugt, dass es insbesondere in komplexen Fällen hilfreich für den besseren Umgang mit Erkrankungen ist, jemanden an der Seite zu haben, der die Übersicht behält, Koordinationsaufgaben wahrnimmt und die Betroffenen dabei unterstützt, Bewältigungsstrategien zu finden. Derzeit laufen Projekte, die genau in diese Richtung zielen. Ein solch innovatives Projekt ist die Präsenz von Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeitern in den Arztpraxen. Niederschwellig unterstützen und entlasten sie die Ärztinnen und Ärzte bei psychosozialen Fragestellungen und begleiten die Patientinnen und Patienten in deren Gesundungsprozess. Mehr dazu erfahren Sie auf Seite 30–31.
Hannes Lüthi, Geschäftsleiter bei aha! Allergiezentrum Schweiz und Co-Projektleiter REAS.

Menschen mit Mehrfacherkrankungen besser unterstützen

Im Jahr 2020 gestartet, läuft derzeit ebenfalls das Projekt REAS der Schweizerischen Gesundheitsligen-Konferenz (Geliko) in den Kantonen Bern, Schaffhausen und Waadt, mit Hannes Lüthi als Co-Projektleiter, das Menschen mit mehreren chronischen Erkrankungen im Fokus hat. Auch hier werden Betroffene in komplexen Problemsituationen über eine längere Phase hinweg von Sozialarbeitenden unterstützt und begleitet, die über fundierte Erfahrung im Gesundheitswesen und in der Arbeit mit chronisch kranken Menschen sowie über eine spezifische Zusatzschulung im sozialtherapeutischen Case Management verfügen. «Die Unterstützung durch Sozialarbeitende verbessert die Therapieerfolge und hat einen positiven Einfluss auf die Alltagsbewältigung und die Lebensqualität der Betroffenen. Zudem lassen sich Folgekosten durch Klinikaufenthalte, Notfalleinweisungen, Jobverlust oder Sozialhilfeabhängigkeit reduzieren», fasst Sandro Bertschinger, Geschäftsführer des Schweizerischen Fachverbandes Soziale Arbeit im Gesundheitswesen (SAGES), die Wirkung der Zusammenarbeit von Gesundheits- und Sozialwesen zusammen.
Sozialarbeiter Sandro Bertschinger ist sowohl beim Verband als auch in der Praxis tätig.

Über 80 Jahre Engagement für kranke und beeinträchtigte Menschen

Hinter dem Tag der Kranken steht der gleichnamige Trägerverein, der die Bevölkerung immer am ersten Märzsonntag, dieses Mal am 5. März 2023, auf ein besonderes Thema aus dem Bereich «Gesundheit und Krankheit» sensibilisieren will. Mitglieder sind sowohl Patientenorganisationen als auch Gesundheitsligen, Branchen- und Fachverbände wie mfe Haus- und Kinderärzte Schweiz, die Schweizerische Konferenz der kantonalen Gesundheitsdirektorinnen und -direktoren (GDK) sowie andere im Gesundheitswesen tätige Vereinigungen und Verbände. In der Rubrik «Aktivitäten» der Website www.tagderkranken.ch sehen Interessierte, welche Veranstaltungen wann und wo stattfinden, und sie finden Informationen zur Postkartenaktion. Auch eigene Aktivitäten können dort angemeldet werden. Der Verein finanziert sich über Mitgliederbeiträge und Spenden. Spendenkonto IBAN Nr.: CH24 0900 0000 8918 7572 0
Sandra Hügli-Jost
Kommunikationsbeauftragte
mfe Haus- und Kinderärzte
Schweiz
Geschäftsstelle
Effingerstrasse 2
CH-3011 Bern