Editorial

Der Aufruf vom 18. Juni

DOI: https://doi.org/10.4414/phc-d.2023.10710
Veröffentlichung: 07.06.2023

François Héritier

Affiliations sind für diesen Artikel im PDF verfügbar.
fullscreen

François Héritier

Präsident KHM

In jedem Jahr bricht aufs Neue der Juni an, er gleicht sich aber nicht jedes Mal. Der sanfte oder bisweilen heisse Sommerauftakt erinnert uns daran, dass das Klima launisch ist, und regt uns zum Nachdenken oder zur Trägheit an.

Oftmals sind wir vor der willkommenen Urlaubspause überaktiv: Prüfungen für die Studierenden, einige Zusatzsprechstunden für andere oder auch eine Sitzung oder Fortbildung vor der sommerlichen Lethargie.

Seit nunmehr 25 Jahren finden die beiden Kongresse des KHM in dieser Zeit des Jahres statt und sind nach wie vor gut besucht. Nach der coronabedingten Zögerlichkeit erreicht die Zahl der Teilnehmenden an den Veranstaltungen in Lausanne und Luzern erneut das Niveau der Zeit vor der Pandemie. Zu unserer grossen Zufriedenheit, denn durch den Erlös der beiden Kongresse lassen sich mithilfe unserer Preise, unseres Starthilfegelds, unseres Forschungs- und unseres Interprofessionalitätsfonds einige Projekte in der Hausarztmedizin finanzieren.

Kommen Sie also am 15. Juni nach Lausanne und am 22. und 23. Juni nach Luzern und nehmen Sie am umfassenden und spannenden Programm zum Thema «suchen – finden» teil! Bei dieser Gelegenheit können wir unser Wissen weitergeben, unsere Erfahrungen austauschen, unsere Kenntnisse auffrischen, neue Kontakte knüpfen und vor allem die freundschaftlichen Beziehungen erneuern, die uns in den letzten Jahren möglicherweise gefehlt haben.

Der Juni kann aber auch ein Monat des Gedenkens sein: an den «längsten Tag» am 6. Juni, an dem die Landung in der Normandie stattfand, an das Fest der Unabhängigkeit des Kantons Jura am 23. Juni und vor allem an den berühmten Aufruf von General de Gaulle an die Résistance gegen die Besatzer am 18. Juni 1940.

Kalendarischer Zufall oder nicht: Der 18. Juni dieses Jahres kann und muss ein wichtiger Tag für die Geschichte und die Zukunft unseres Landes sein, da wir zur Abstimmung über das Klimagesetz aufgerufen werden.

Dieser indirekte Gegenvorschlag zur Gletscher-Initiative wird von den Kammern und dem Bundesrat breit unterstützt und ist Gegenstand eines Referendums, weil 50 000 Personen noch immer glauben, dass sich das Klima nicht verändert oder dass die wiederholten Berichte und bestätigten Daten des IPCC nichts als «Fake News» sind. Der Klimawandel ist die grösste Gefahr für die Gesundheit des Menschen, wie die WHO am 30. Oktober 2021 bekräftigte. Gehen wir also zur Abstimmung und leisten wir Überzeugungsarbeit! Seien wir engagiert und verantwortungsbewusst!

Das ausgewogene Gesetz ist ein Beispiel für einen typisch eidgenössischen Kompromiss: Es enthält keine Steuern und Verbote und will uns auf positive Weise dazu bewegen, im vernünftigen Zeitrahmen aus fossilen Energieträgern – wichtigen Ursachen der Klimaerwärmung – auszusteigen.

Um die Erwärmung und all ihre Folgen für den Planeten, die Gesellschaft und die Gesundheit zu bremsen, braucht die Schweiz dieses Gesetz. Es geht um das Überleben unserer Kinder und ihrer Nachkommen. Dieses Gesetz ist eine vorbeugende Massnahme für die Gesundheit und eine therapeutische Massnahme für das Klima!

Die Delegiertenversammlung von mfe hat dies verstanden und bei ihrem jüngsten Treffen beinahe einstimmig ein Ja zu dem Gesetz empfohlen. Folgen wir dem Beispiel und machen wir es bekannt! Das Klima ist nicht nur eine politische Frage, sondern auch eine gesundheitliche, und erfordert den Einsatz unserer Glaubwürdigkeit als Ärztinnen und Ärzte.

Bilden wir uns, informieren wir uns und kommunizieren wir! Gemeinsam in Lausanne, gemeinsam in Luzern, gemeinsam für das Klima!

Korrespondenzadresse

Dr. med. François Héritier

Präsident

c/o Kollegium für Hausarztmedizin KHM

Rue de l’Hôpital 15

Postfach 1552

CH-1701 Freiburg

francois.heritier[at]

unisante.ch

Verpassen Sie keinen Artikel!

close