
Aktuelles
Schweizerinnen und Schweizer wählen ihr neues Parlament
Heisser Wahlherbst 2023
Am 22. Oktober ist es soweit. Schweizerinnen und Schweizer wählen ihr neues Parlament. Damit wird das politische Fundament für die nächsten vier Jahre gelegt. Als politischer Berufsverband der Haus- und Kinderärztinnen und -ärzte beschäftigen uns diese Wahlen stark, denn das neue Parlament wird wichtige und für uns relevante gesundheitspolitische Weichen stellen müssen. Tarif, Prävention, Tabak und natürlich der Mangel an Haus- und Kinderärztinnen und -ärzten: Diese Themen werden uns in den kommenden Monaten und Jahren intensiv beschäftigen. Und machen wir uns nichts vor, auch andere Fragen werden natürlich ebenfalls auftauchen.
Wir stellen Ihnen deshalb mit Kurzinterviews «unsere» Kandidatinnen und Kandidaten aus der Ärzteschaft vor. Damit verbunden ist auch eine parteiunabhängige konkrete Wahlempfehlung unseres Verbandes. Wir Haus- und Kinderärztinnen und -ärzte brauchen engagierte Parlamentarierinnen und Parlamentarier im Bund und in den Kantonen. Die Stimme der Ärzteschaft, vor allem von uns Haus- und Kinderärztinnen und -ärzten, muss durch eine direkte Vertretung im Parlament gestärkt werden. Zudem ist es in unserem eigenen Interesse, Personen im Parlament zu wissen, die nicht nur über das Gesundheitswesen reden, sondern auch echte Expertise einbringen können.
Unterstützen Sie deshalb unsere Kandidatinnen und Kandidaten. Wir wünschen allen politisch engagierten Ärztinnen und Ärzten viel Erfolg!
Bettina Balmer
Welches sind Ihre politischen Schwerpunkte?
Gesundheitspolitik, Vereinbarkeit von Beruf und Familie sowie Finanzpolitik (Individualbesteuerung).
Haben sie im Kanton bereits Gesundheitspolitik gemacht, wenn ja, zu welchen Themen?
Ich habe massgeblich an der Revision des Spitalplanungs- und Finanzierungsgesetzes mitgearbeitet, das weiterhin einen grösseren Spielraum für die Ärzteschaft ermöglicht und die Finanzierung der Spitäler immer noch sinnvoll regelt. Dann habe ich unter anderem folgende Themen in Vorstössen aufgegriffen: Digitalisierung im Gesundheitswesen, Cybersicherheit an Spitälern, Numerus Clausus im Medizinstudium und generell Aus- und Weiterbildung der Ärzteschaft, Prävention im Gesundheitswesen und Nachhaltigkeit des Beschaffungswesens an Spitälern. Mehr dazu findet sich auf meiner Homepage www.bettina-balmer.ch sowie auf derjenigen des Kantonsrates Zürich
https://www.kantonsrat.zh.ch/mitglieder/mitglied?id=40e90cedba0b4cc59189b60f918dc14d.
Welches gesundheitspolitische Thema erhält Ihrer Meinung nach aktuell im nationalen Parlament zu wenig Beachtung?
Das Thema Tarifierung/TARDOC geht deutlich zu langsam vorwärts. Auch die E-Health-Strategie und die Versorgungssicherheit der Medikamente sind ein Problem. Bei der Digitalisierung fehlt eine nationale Strategie, die diesen Namen verdient. Versorgungssicherheit bei den Medikamenten hat einerseits mit einer gesicherten Produktion, anderseits aber mit sinnvoller Logistik zu tun, letzteres sollte national dringend analysiert und verbessert werden.
Wie kann und soll die Politik die medizinische Grundversorgung stärken und wo liegen dafür die grössten Chancen?
Die Stärkung der Grundversorgung beginnt bereits beim Numerus Clausus und dem Medizinstudium: Es braucht mehr Studienplätze (ein solcher Vorstoss ist im Kanton Zürich hängig) und es braucht eine strukturelle Anpassung des Medizinstudiums. Auch eine angemessene Tarifierung, Bürokratieabbau und basisdemokratisch funktionierende Strukturen sind für die medizinische Grundversorgung wichtige Themen. Eine starke Grundversorgung führt zu verbessertem Wohlergehen von uns allen, unter anderem auch dank der Vermittlung einer höheren Gesundheitskompetenz in der Bevölkerung. Letztlich ist das Gesundheitswesen mit einer starken Grundversorgung nicht nur besser, sondern auch bezahlbarer.
Wie sieht Ihr persönliches «Rezept für eine gesunde Schweiz» aus? Wofür wollen Sie sich ganz besonders engagieren?
Mein persönliches «Rezept für eine gesunde Schweiz» heisst Gesundheitspolitik mit Herz und Verstand: Wir können und müssen uns ein hochstehendes Gesundheitswesen leisten, sollten aber kritisch hinterfragen, wo das Geld sinnvollerweise eingesetzt wird. Es braucht niederschwellige Anlaufstellen für Patientinnen und Patienten, diese dürfen aber nicht für unnötige Bagatellen missbraucht werden. Es braucht eine starke Grundversorgung und Prävention. Ebenso sind integrierte Versorgung und akzeptable Arbeitsbedingungen Schlagwörter, die ernst genommen werden müssen.
mfe setzt sich für die politischen Anliegen der Haus- und Kinderärzteschaft ein – wo liegen für Ihre Partei in der kommenden Legislatur die grössten politischen Herausforderungen?
Für die FDP liegen die grössten Herausforderungen nicht nur in der Finanzierung einer qualitativ hochstehenden medinischen Grundversorgung, sondern auch der Fachkräftemangel, insbesondere der Kinder- und Hausärzteschaft, ist zunehmend ein Problem.
Warum soll die Leserschaft vom PHC ihre Stimme Ihnen geben?
Vielen Dank, wenn Sie mich zwei Mal auf Ihren Wahlzettel schreiben: Ich verspreche, mich für die medizinische Grundversorgung und eine gesunde Schweiz einzusetzen. Für Fragen und Anregungen stehe ich gerne zur Verfügung unter info@bettina-balmer.ch. Es braucht eine ärztliche Vertretung im Nationalrat. Auf dem 5. Listenplatz ist es realistisch, dass ich gewählt werde, was mich sehr freut!
Severin Lüscher
Welches sind Ihre politischen Schwerpunkte?
Gesundheits- und Sozialpolitik, Vernetzung mit weiteren für die Gesundheit wichtigen Politikbereichen wie Umwelt-, Bildungs- und Finanzpolitik.
Haben sie im Kanton bereits Gesundheitspolitik gemacht, wenn ja, zu welchen Themen?
Seitens Kantonsparlament federführend bei der Bewahrung eines grossen Kantonsspitals vor dem Konkurs (Mai 2023); Standesinitiative zur Versorgungssicherheit mit essenziellen Wirkstoffen, Medikamenten und Medizinalprodukten (2022 im Ständerat leider abgelehnt); Vorstösse für eine Pilotnorm zur Förderung innovativer Versorgungsmodelle, zur Finanzierung intermediärer Behandlungsangebote in der Psychiatrie und für die Sicherstellung der kinder- und jugendpsychiatrischen Versorgung, die seit 2022 grossteils umgesetzt sind.
Welches gesundheitspolitische Thema erhält Ihrer Meinung nach aktuell im nationalen Parlament zu wenig Beachtung?
Alles, was dank Eigeninitiative der Akteure gut läuft – wie z.B. bestehende koordinierte Versorgungsmodelle und deren dokumentierte, enorme Kostenersparnisse; gleichzeitig werden die verheerenden Folgen von Überregulierung und Kontrollwahn völlig verdrängt, und es werden keinerlei lohnende Anreize für Effizienz und «smarter medicine» gesetzt.
Wie kann und soll die Politik die medizinische Grundversorgung stärken und wo liegen dafür die grössten Chancen?
Medizinische Grundversorgung muss interprofessionell und bottom-up geleistet werden – mit weniger Reglementierung, einem grosszügigen Rahmen für die Verteilung von Aufgaben und Kompetenzen und mit genügend Finanzen ausgestattet. Es braucht ein Vorstosspaket adressiert ans EDI/BAG, nutzlose und teure Eingriffe ins System drastisch zurückzufahren, sich von der Fixierung auf Kosten zu lösen, Initiativen für wirkliche Einsparungen zu belohnen und dafür zu sorgen, dass möglichst viel Leistung bei den Patientinnen und Patienten landet, statt in Bürokratie und Administration zu versanden.
Wie sieht Ihr persönliches «Rezept für eine gesunde Schweiz» aus? Wofür wollen Sie sich ganz besonders engagieren?
Bildung, Aufklärung, Information für die breite Bevölkerung, damit die Gesundheitskompetenz in der Breite wächst und Prävention wirken kann – und Erhaltung von Artenvielfalt und Lebensgrundlagen auch für kommende Generationen.
mfe setzt sich für die politischen Anliegen der Haus- und Kinderärzteschaft ein – wo liegen für Ihre Partei in der kommenden Legislatur die grössten politischen Herausforderungen?
Eine medizinische Grundversorgung mit chancengleichem Zugang für alle von den Zentren bis in die Peripherie sicherzustellen, zu erhalten und hoffentlich weiterentwickeln zu können. Nicht zu vergessen sind aber die ganz grossen Herausforderungen der Klimaerhitzung und der Biodiversitätskrise, die wir auch im Interesse unserer Gesundheit entschlossen angehen müssen!
Warum soll die Leserschaft vom PHC ihre Stimme Ihnen geben?
Wer bis hier gelesen hat, kann diese Frage easy selbst beantworten; und wenn alle Aargauer Leserinnen und Leser vom PHC je 50 Bekannte motivieren, mich zwei Mal auf ihren Wahlzettel zu schreiben (5a.15), reicht es (vielleicht).
Jokerfrage: Wer sollte Ihrer Meinung nach neu das EDI und damit die Verantwortung für die Gesundheitspolitik im Bundesrat übernehmen?
Natürlich eine Bundesrätin/ein Bundesrat der Grünen – es gibt da gesundheitspolitisch äusserst kompetente Kandidatinnen/Kandidaten!
Dr. med. Bettina Balmer, Nationalratskandidatin FDP, Kanton Zürich, 1966
Seit 2015 bin ich Kantonsrätin. Zuerst war ich in der kantonsrätlichen Aufsichtskommission für Bildung und Gesundheit tätig, seit mehreren Jahren bin ich nun Mitglied der Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit. Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie hat mich vor fast 10 Jahren politisiert, weswegen ich mich auch als Co-Präsidentin der FDP Frauen Kanton Zürich engagiere. Ausserdem bin ich Vorstandsmitglied der Ärztegesellschaft Zürich.
Nach dem Staatsexamen habe ich meine Weiterbildung zur Fachärztin für Kinderchirurgie an verschiedenen Orten in der Schweiz und im Ausland (England und Kanada) absolviert. Aktuell arbeite ich in einem 50% Pensum als Oberärztin auf der interdisziplinären Notfallstation des Universitäts-Kinderspitals Zürich.
Ich bin verheiratet. Wir haben drei Kinder (25, 23 und 18). Mehr Information findet sich unter www.bettina-balmer.ch
Dr. med. Severin Lüscher
60-jährig, verheiratet, zwei erwachsene Kinder (27, 30).
Seit 1999 Hausarzt in Schöftland AG; seit 2015 im Grossen Rat des Kantons Aargau (Fraktion Grüne) mit Schwerpunkt Gesundheitspolitik, aktuell (2021–2024) Präsident der Kommission Gesundheit und Sozialwesen (GSW); seit 2019 im Verwaltungsrat der Pflegeheim Sennhof AG, Vordemwald; 2008–2019 Verwaltungsrat der Argomed Ärzte AG, Lenzburg, mit Ärztenetzen in den Kantonen Aargau, Bern, Luzern, Solothurn und Zug; 2015–2017 Delegierter von mfe Haus- und Kinderärzte Schweiz in der Arbeitsgruppe Nationale Demenzstrategie, Teilprojekt 3.2 «Förderung der Koordination von Leistungen zur Deckung des individuellen Versorgungsbedarfs».
Kontrabassist und Bergwanderer, im Garten lasse ich es gern einfach wachsen und bin seit 2015 vollelektrisch unterwegs. Website: https://severin-luescher.ch
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Sandra Hügli-Jost
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