Interprofessionelle Zusammenarbeit

Leserbriefe
Édition
2016/16
DOI:
https://doi.org/10.4414/phc-f.2016.01354
Prim Hosp Care (fr). 2016;16(16):294

Publié le 31.08.2016

Interprofessionelle Zusammenarbeit

Leserbrief zu Kaiser E, Die Generation Y lädt zur Fortbildung, Prim Hosp Care. 2016;16(13):250–1.
In ihrem Artikel schildert Eva Kaiser ihre ­Erfahrungen an einem Workshop zur interprofessionellen Zusammenarbeit anlässlich des Kongresses der Swiss Young Pharmacists Group. Diskutiert wird die interprofessionelle Betreuung eines (hoffentlich) virtuellen 
Patienten, der am 31.12. von der Spitalnotfallstation um 17:00 Uhr mit einem Rezept für ­Co-Amoxillin, Dafalgan und spezielles Verbandmaterial für die Zehe in die Apotheke ­geschickt wird. Den Austausch zwischen den fünf jungen Pharmazeuten und der Ärztin beschreibt Eva Kaiser als «(...) frisch. Wir lachen viel und freuen uns an der Kompetenz der anderen (…)». Sicher nichts zu lachen hätte aber der Patient. Denn seine Situation ist komplex: Er ist insulinpflichtiger Diabetiker und zudem antikoaguliert. Als Diabetiker trägt er ein erhöhtes Risiko für Progredienz des Erysipels, das die erfahrene Hausärztin Eva Kaiser erkennt, das von den Pharmazeuten – einer ­erklärt sich grosszügig bereit, über die bevorstehenden Feiertage den «Lead» zu übernehmen und den nötigen Verbandwechsel zu ­machen – nicht erkannt wird. Natürlich hätte der Patient ­bereits von der Notfallstation nicht ohne ­zeitnahe klinische Nachkontrolle entlassen werden dürfen. Die Nachkontrolle darf aber in keinem Fall von jemandem übernommen werden, der mit der Komplexität der Situation ­(diabetischer Fuss mit Zeichen eines Infekts) nicht vertraut ist. Die Aussage von Eva Kaiser «Mein Eindruck verstärkt sich, dass es der uns nachfolgenden Generation von Ärzten und ­Apothekern besser gelingen wird als uns, die ­Zusammenarbeit konstruktiv zum Nutzen der Patienten zu gestalten» kann ich nicht nachvollziehen. Sie macht mir Sorgen oder sogar Angst, wenn sie die zukünftige Patientenbetreuung widerspiegelt.
Dem Patienten bleibt einzig der Trost, dass er nach dem «Auftritt» in diesem Workshop, am nächsten Kongress beim Workshop zum Thema CIRS (Critical Incident Reporting System) nochmals zitiert werden wird!
Dr. med. Peter Strohmeier-Villiger
Vorderbergstrasse 83
CH-4104 Oberwil
pe.strohmeier[at]bluewin.ch