Allgemeinärzte – ein auslaufendes Luxusmodell
Leserbrief zu: Bernadette Häfliger Berger, Mehr und gezielt
in die Ausbildung investieren. Prim Hosp Care (de). 2016;16(19):357–358.
Sehr geehrte Redaktion
Auch wenn ich Gefahr laufe, alte Freunde zu verlieren und neue Feinde zu gewinnen, werde ich klaren Text reden:
Die Massnahmen, die im Artikel vorgeschlagen werden, sind ein unwirksames Flickwerk. Der Schwund der Allgemeinmediziner wird durch objektive, tiefe Gründe verursacht – die Allgemeinärzte sind eigentlich ein auslaufendes Luxusmodell. Der Versuch, diesen Trend aufzuhalten, verbraucht Energie und Ressourcen, die man für zukunftsträchtigere Lösungen braucht, wie es die nichtakademischen «Allgemeinpraktiker» sind. Wir sollten uns damit beschäftigen, darüber zu diskutieren, mitzureden und zu handeln, und das Gebiet nicht nur Politikern und Spitälern überlassen. Die Ausbildung der künftigen nichtakademischen «AllgemeinpraktikerInnen» ist einfacher und günstiger, und wir werden uns daran wesentlich beteiligen. Dieser schöne, interessante Beruf wird vor allem von Frauen begehrt sein, weil er bessere Möglichkeiten für Teilzeitarbeit, Pausen und Wiedereinstieg bietet. Die Zusammenarbeit zwischen akademischen Allgemeinmedizinerinnen und nichtakademischen «Allgemeinpraktikern» ist unabdingbar. Vor kurzem erschien ein Artikel, der schildert, wie es diesbezüglich im Gesundheitssystem in den USA bereits läuft [1].
Die Allgemeinmedizin ist eine Vorhut dieser Entwicklung für andere Disziplinen, wie es einst, bereits vor vielen, vielen Jahren, die Anästhesie mit ihren Pflegern und Pflegerinnen war.
1 Bodenheimer T, Bauer L. Rethinking the primary care workforce — an expanded role for nurses.
N Engl J Med. 2016;375:1015–7.
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