Jubiläumsjahr für den Hausärztekongress Arosa: Lebhafte Diskussionen und eine gute Stimmung auf 1800 m.ü.M
Jubiläumsjahr für den Hausärztekongress Arosa

Jubiläumsjahr für den Hausärztekongress Arosa: Lebhafte Diskussionen und eine gute Stimmung auf 1800 m.ü.M

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Édition
2017/06
DOI:
https://doi.org/10.4414/phc-f.2017.01531
Prim Hosp Care (fr). 2017;17(06):121-122

Affiliations
Mitbegründer Ärztekongress Arosa

Publié le 22.03.2017

Als sich im Verlauf der siebziger Jahre der jährliche Tuberkulose-Fortbildungskongress allmählich von Arosa nach Davos verlagerte, holte Professor Gartmann, Chefarzt der Zürcher Hochgebirgsklinik Altein, verschiedene medizinische Gesellschaften ins Boot, um den Kongress in Arosa zu behalten. Eines Tages fragte unser Nestor, Walter Irniger, der in Zürich ­regelmässig Vorlesungen für Studenten hielt, ob nicht auch einmal wir Allgemeinmediziner einen Kongress gestalten könnten. Professor Gartmann war einverstanden. Walter Irniger holte sich Hansueli Widmer und mich als Aroser zu Hilfe, später noch Ruedi Meyer und Paul Brütsch. Den ersten Aroser Hausärztekongress 1977 organisierte Frau Sonja Gartmann, später ging die Organisation auf meine ­Sekretärin Helene Guler, meine Frau Gerda und meine medizinische Praxis­assistentinnen über. Mit der Zeit übernahm Helene Guler den ganzen Kongress als Halbamt.
Eines der Probleme war die jährliche Suche nach einem geeigneten Lokal. Altein (bald zu klein), Kursaal (mit jährlich wechselnden Direktoren und Nutzung), Kino des Kursaals (bald zu klein und dunkel), Mehrzweckhalle der Gemeinde (ohne Kongresseinrichtungen) und jetzt seit einigen Jahren hoffentlich definitiv das Kongresslokal in der Eishalle, beherbergten unseren Kongress «Aus der Praxis – für die Praxis». Im jetzigen Lokal stehen alle Installationen zur Verfügung, die wir früher jedes Jahr quasi neu erschaffen mussten.
Auch hier fand der Ärztekongress Arosa eine zeitlang statt: In der Merzweckhalle der Gemeinde!
Während der ersten Kongresse gab es noch keine Schweizerische Gesellschaft für Allgemeinmedizin. Nach deren Gründung war diese vor allem mit ihrem Aufbau beschäftigt. Denn ausser einigen Idealisten glaubten die wenigsten Ärzte an die Zukunft der Hausarztmedizin als Fach. Unsere Fünfergruppe bekam Zuwachs: Edy Riesen, Niklaus Egli, Cornelia Klauser, Etzel Gysling, Fiona Fröhlich Egli, Andreas Fischbacher, Nina Badertscher, Heinz Bhend, Claudia Zuber, Oliver Senn, Marco Zoller und Patricia Herzog. Um den eigentlichen Verein herum haben wir den Beirat geschaffen, in dem Kolleginnen und Kollegen sich einbringen können, aber keine Verpflichtungen eingehen. Vor einigen Jahren hat Frau Helene Guler das Sekretariat ihrer Schwiegertocher Frau Barbara Guler-Gauer über­geben.
Die Industrie war am Anfang sehr zurückhaltend, sprang dann aber bald auf den Zug auf mit der Begründung, wir hätten gute Programme, und dass die Ärzte am Aroser Kongress so entspannt seien. Wenig Probleme hatten wir mit dem Finden von Referenten, weil wir uns da auf die Informationen von Hausärzten aus der ganzen Schweiz verlassen konnten. Über die Besonderheit unserer Ausbildungsmethodik schreibt Edy Riesen im Editorial dieser Ausgabe. Die spezielle Methode, Hausärzte als Tagesvorsitzende zu bestimmen, hatten wir von der SIMG (Societas Internationalis Medicinae Generalis), deren Vorstand ich 19 Jahre angehörte, übernommen. Auch vom grossen europäischen Kongress für Allgemeinmedizin der Steirischer Akademie für Allgemeinmedizin in Graz (immer im November, aktuell über 1200 Teilnehmer) konnten wir Ideen übernehmen.
Die Referenten haben bald bemerkt, dass sie – von einem Hausarzt als Tagesvorsitzender begleitet – beim Publikum sehr gut ankamen und lebhafte Diskussionen bewirken konnten. Wir waren zudem einer der ersten Kongresse in der Schweiz, der den Teilnehmern Evaluationsblätter verteilte und sie um Beurteilung und Programmwünsche bat (Auszüge daraus finden Sie eingestreut in diesem Artikel).
Zur Vorbereitung des Kongresses treffen sich die Vereins- und Beiratsmitglieder ein bis zweimal jährlich. Anfangs fanden diese Treffen in unserer Berghütte statt, später meist in Luzern. Ich selber bemühte mich immer darum, dass allgemeinmedizinische Grundsätze Eingang in die Fortbildung finden, dass wir uns auch ein wenig unserer Berufstheorie widmen sollten – doch unser Publikum schätzte das nicht so sehr. Erst in den letzten Jahren tauchten in einigen Referaten plötzlich die Begriffe von Robert N. Braun auf (z.B. ­«Erkennen ­abwendbar gefährlicher Verläufe» oder «Abwartendes ­Offenlassen der Diagnose»), besonders natürlich, seit Referenten aus den Instituten für Allgemeinmedizin an unsern Kongress kommen und interessante wissenschaftliche Ergebnisse präsentieren.
Was anders geworden ist: die Kongressbesucher kommen nicht mehr für eine Ferienwoche mit Kongress, sondern nur für diesen selbst. Die wenigsten kommen auch für das Skifahren. Dafür besuchen sie die immer zahlreicheren Seminare, die wir auf Wunsch unserer Besucher anbieten. Trotzdem ist unser Kongress noch immer etwas Besonderes, ist doch der Aufenthalt auf 1800 m ü.M. anregend und bringt ganz offensichtlich eine gute Stimmung.
Der Kongress geht beim Abendessen weiter ...
Dr. med.
Martin Röthlisberger
Facharzt FMH für ­Allgemeinmedizin
Edenplatz
CH-7050 Arosa
dr.roe.arosa[at]bluewin.ch