Teil 2: Das «eImpfdossier»
ehealth – die «letzte Meile» wird entscheidend sein

Teil 2: Das «eImpfdossier»

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Édition
2018/11
DOI:
https://doi.org/10.4414/phc-f.2018.01761
Prim Hosp Care Med Int Gen. 2018;18(11):199-200

Affiliations
a Hausarzt und Mitglied im Entwicklerteam von Elexis, Medizinisches Zentrum gleis d, Chur; b Software-Entwickler, medevit, Götzis, Voralberg, Österreich

Publié le 13.06.2018

Die vierteilige Artikelserie wendet sich an den zukünftigen Anwender. Einleitend werden einige grundlegende ehealth-Aspekte besprochen und anschliessend das Potenzial von ehealth für die Anwender an den Beispielen «eImpfdossier», «eMedikationdossier/eMediplan» und «EPD»-Dokumentzugang aufgezeigt.

Einleitung

Das Impfen ist eine in der ambulanten Grundversorgung häufig durchgeführte medizinische Leistung. Die zugehörigen Arbeitsprozesse wurden schon 2012 formalisiert und als Austauschformat («eImpfdossier» [2]) publiziert. In der Folge starteten «meineimpfungen», ein Web-basiertes Impfdossier [3] sowie drei Primärsysteme (Triamed, Ärztekasse, Elexis) einen Pilot­versuch mit der Implementierung dieses Austauschformates in ihre Primärsoftware und konnten eine ehealth-konforme Kommunikation etablieren. Dieser Pilotversuch ermöglichte den Primärsystem-Herstellern die Programmier-Schnittstelle des eHealth Connector kennenzulernen sowie die möglichst nahtlose Einbettung des ehealth-Anschlusses in ihr Primärsystem zu versuchen.

Die Einbindung in den Workflow am ­Beispiel von Elexis

Bei Impfberatungen in der Hausarztpraxis ist der Impfstatus des Patienten meist nicht bekannt. Ein elektronisches Impfdossier wäre eine grosse Hilfe. Es erlaubt die sofortige Einsicht des aktuellen Impfstatus und bietet im Falle von «meineimpfungen» mit dem «Impfcheck» [4] und der Generierung eines Impfplanes zusätzliche wertvolle Unterstützung.

Fallvignette

Eine Migrantin kommt mit ihrem Kind für eine Grund­immunisierung in die Sprechstunde. Der Impfstatus des fünfjährigen Eyob ist unbekannt. Nach ­Angaben der Mutter wurde er nach der Einreise in die Schweiz im Juli 2017 einmal geimpft. Bei der Konsultation ­liegen keine medizinischen Unterlagen vor. Eyob hat ein «eImpfdossier» und die Ärztin kann auf dieses ­zugreifen.

Die Arbeitsschritte am Bildschirm

Abbildung 1: Kopfleiste der Impfliste von «Test Eyob» in Medelexis (oben) und Browserfenster mit geöffnetem Impfdossier des Patienten bei «meineimpfungen».
Eyob wird als Neu-Patient erfasst. Die Ärztin klickt im Menü der Impfliste auf das Icon «meineimpfungen» (Abb. 1). Der Web-Browser öffnet automatisch und stellt mit dem Impfdossier des Patienten eine Verbindung her. Das Impfdossier von Eyob zeigt die im Juli 2017 verabreichten Impfstoffe. Die Impfempfehlung gemäss eidgenössischem Impfplan kann mit einem Klick auf «nächste Impfungen» abgefragt werden und stellt
a) die erhältlichen Spezialitäten und
b) die zukünftigen Impfdaten (Abb. 2) bereit.
Abbildung 2: Ausschnitt des Browserfensters «nächste Impfungen» auf «meineimpfungen» mit Anzeige der Spezialitätennamen und Möglichkeit, den Impfausweis und -plan auszudrucken.
Wir verwenden in unserer Praxis Infanrix® und Priorix®. Die Ärztin klickt in ihrer eKG auf den Leistungsblock «2. Grundimmunisierung». Dies aktiviert die ­automatische Verrechnung der Impfstoffe Infanrix® DTPa IPV sowie Priorix® und trägt diese in die Impfliste der eKG ein (Abb. 3). Das Pop-up-Menü via rechte Maustaste ermöglicht den Export der Impfdaten nach «meineimpfugen» mit einem Klick. Die Impfdaten werden auf «meineimpfungen» im «eImpfdossier» von Eyob in Echtzeit eingetragen.
Abbildung 3: Automatische Einträge bei Klick auf «Leistungsblock» bei der Verrechnung und in die Impfliste.
Zum Abschluss kann die Ärztin den aktuellen Impfausweis sowie den Impfplan für die nächsten Impfungen (Abb. 2 unten) ausdrucken und der Mutter mitgeben.

Zusatznutzen der Einbindung dieser ehealth-Funktionalität

Die Einbindung des «eImpfdossiers» bewirkte auch eine Optimierung der Elexis-Benutzeroberfläche (Automatisierung der Verrechnung und des Eintrages der Impfdaten in die Impfliste). Die Administrations- und Dokumentationsarbeit erfolgt jetzt schnell und entlastet von mühsamer Klickerei auf der Bildschirmoberfläche. Die Anbindung an das «eImpfdossier» stellt praktisch ohne Aufwand alle notwendigen Informationen zur Verfügung: Mit insgesamt fünf Klicks hat der Anwender Einsicht in den aktuellen Impfstatus, profitiert von einer Impfempfehlung, erhält einen Vorschlag der geeigneten Handelsprodukte, erledigt die Einträge ­sowie Verrechnung in seiner eKG und kann für den ­Patienten die Dokumentation der Impfplanung sowie einen Impfausweis ausdrucken.
Als Zusatznutzen ermöglicht die Anbindung an ehealth auch den Austausch der Impfdaten von Arzt zu Arzt (point-to-point), vorausgesetzt, die Primärsoftware des empfangenden Arztes kommuniziert auch über den eHealth Connector. Damit ist auch bei Patienten ohne EPD ein elektronischer Austausch von Impfdaten möglich.

Fazit

Dieser Pilotversuch zeigte uns das Potenzial der neuen ehealth-Funktionalität «Impfen». Das «eImpfdossier» wird vor allem für Kinder- und Hausärzte von Nutzen sein. Als Nebeneffekt der Anbindung wurde der Dokumentations- und Verrechnungsaufwand in Elexis stark erleichtert.
Dr. med. Franz Marty
Facharzt für Allgemein­medizin FMH
Erlenweg 8
CH-7000 Chur
mesmeta[at]bluewin.ch
1 Der EPD-Aufbau läuft – im technischen Bereich sind Anpassungen notwendig.[Internet]: https://www.e-health-suisse.ch/de/gemeinschaften-umsetzung/umsetzung/roadmap-einfuehrung-epd.html
2 Austauschformat «eImpfdossier». eHealth Suisse [Internet]: https://www.e-health-suisse.ch/de/technik-semantik/semantische-interoperabilitaet/austauschformate.html
3 Stiftung «meineimpfugen». Der schweizerische elektronische Impfausweis [Internet]. https://www.meineimpfungen.ch
4 «meineimpfungen» bietet den Impfcheck von «viavac» [Internet]: http://www.viavac.ch/de/